Zeichnungsräume II. Positionen zeitgenössischer Graphik

Die zweiteilige Sammlungspräsentation Zeichnungsräume. Positionen zeitgenössischer Graphik bietet einen umfassenden Blick auf die Entwicklung der Zeichnung ab den 1950er-Jahren bis hin zu aktuellen Positionen. Anhand von über 200 Werken wird das Spektrum von intimen, kleinformatigen Bleistiftstudien bis zu großen, raumgreifenden Konzept-Arbeiten gezeigt.

Der »Aufbruch in den Raum« steht im Mittelpunkt von Zeichnungsräume II. Die präsentierten Werke zeigen, wie sich seit den 1960er-Jahren die Grenzen der Zeichnung radikal erweitert haben. Künstler_innen der Minimal-und Konzeptkunst überführen die Linie von der Fläche in den Raum. Die Zeichnung wechselt in die dritte Dimension. Dabei liegt der Fokus vor allem auf Arbeiten, die sich durch die Expansion in den realen Raum, als temporär geschaffene Wandzeichnung oder als programmierte Zeichnung, die nur im virtuellen oder imaginären Raum existiert, auseinandersetzen.

Im Werk des Künstlerduos Carolin Jörg und Michael Fragstein beispielsweise »verflüssigen« sich Tuschezeichnungen mit Hilfe von Augmented Reality Apps und beziehen die Betrachter_innen unmittelbar in den Zeichnungs-und Aktionsprozess ein. Netzwerke wie Bettina Munks Internet-Plattform Lines Fiction laden Künstler_innen aus der ganzen Welt ein, ihre Zeichnungen und bewegten Bilder online zu präsentieren. Der holländische Künstler Robbie Cornelissen inszeniert mit dem Zeichenstift Räume, in die man buchstäblich hineingesogen wird. Ebenso bezieht Franz Erhard Walther die Besucher_innen in seine Arbeiten über die Faktoren Zeit, Raum, Körper, Sprache, Erinnerung, Betrachtung und Handlung unmittelbar mit ein. Nanne Meyers Zeichnungen reflektieren dagegen über den kartographischen Blick von oben den Bildraum, während Barbara Camilla Tucholski in ihren seriellen Zeichnungszyklen »Zwischenräumen« als zeitlichem und räumlichem Phänomen nachspürt. Fasziniert von den Veränderungen der Hamburger Kunsthalle, zeichnete die Künstlerin anlässlich der Modernisierung 2016 den umfangreichen Zyklus »Innen – Aussen«, ein Rundgang um und durch das Museum. Die stets enge Verbindung von Skulptur und Zeichnung dokumentiert sich in den Arbeiten von Hubert Kiecol, Jan Meyer-Rogge und Ulrich Rückriem. Neben Rauminszenierungen und eigens für die Ausstellung angefertigten Wandzeichnungen werden umfangreiche Werkserien wie Bernhard Johannes Blumes 80-teiliger Zyklus Natur A–D (1992–1995) oder Sylvia Bächlis collageartige Folge Ammassalik (1995) präsentiert.

Die zweiteilige Präsentation zeigt Werke von insgesamt 80 Künstler_innen und damit einen Einblick in die Vielfalt heutiger Zeichnungsräume. Zugleich ist ein umfassender Überblick über die außergewöhnlichen Bestände der zeitgenössischen Zeichnung aus der Sammlung der Hamburger Kunsthalle zu sehen, die durch Leihgaben aus privaten Sammlungen ergänzt werden.

Beteiligte Künstler_innen an der Präsentation Zeichnungsräume II: Silvia Bächli, Sandra Boeschenstein, Bernhard Johannes Blume, Fernando de Brito, Robbie Cornelissen, Marcel van Eeden, Lili Fischer, Frank Gerritz, Katharina Hinsberg, Georg Jappe, Olav Christopher Jenssen, Carolin Jörg / Michael Fragstein, Linda Karshan, Hubert Kiecol, Korpys / Löffler, Klaus Kumrow, Lines Fiction, Sol LeWitt, Nanne Meyer, Jan Meyer-Rogge, Mariella Mosler, Hilka Nordhausen, Roman Ondák, Arnulf Rainer, Ulrich Rückriem, Gerhard Rühm, David Tremlett, Barbara Camilla Tucholski, Clivia Vorrath, Kemang Wa Lehulere und Franz Erhard Walther.

Die zu der zweiteiligen Präsentation erschienene Publikation fasst die Entwicklung der Zeichnungsräume von 1950 bis 2016 zusammen. Sie ist im Museumsshop zum Preis von 24,80 Euro erhältlich und kann online unter www.freunde-der-kunsthalle.de bestellt werden.

Kuratorin: Dr. Petra Roettig, Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Mechthild Achelwilm

  • Hamburger Kunsthalle
    Glockengießerwall 5, 20095 Hamburg
  • Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–18 Uhr, Donnerstag 10–21 Uhr, Montag geschlossen, vor Feiertagen 10–18 Uhr
  • www.hamburger-kunsthalle.de