Das Ausstellungsprojekt Virtual Body greift ein allgegenwärtiges Thema unser heutigen Kultur auf: Die Wechselwirkung zwischen Selbstwahrnehmung und Körperdarstellung im Zeitalter des Internets. Virtual Body widmet sich mit neun nationalen und internationalen Künstlern einer neuen digitalen Formsprache und verhandelt das Verhältnis des virtuellen Körpers zu seinem natürlichen Kontrapunkt; dem von der Natur geschaffenen Menschen.
Das internationale Ausstellungsprojekt spannt einen Bogen von amerikanischen Pionieren der Netzkunst, wie dem US-Künstler Mark Napier, über die Second Life Performerin Gazira Babeli und das junge Künstlerduo Giulia Bowinkel & Friedemann Banz aus Deutschland, bis zu der kanadischen Künstlerin Lorna Mills, die mit ihren GIF Animationen weltweit Anerkennung erfährt. Weitere Künstler der Ausstellung sind Vuk Cosic, Laurence Gartel, Jessica Lichtenstein und Huang Siying.
Die Verbindung von virtuellen Elementen, die wir sonst nur aus dem Internet kennen (VR–Virtual Reality) mit der IRL (In Real Life–im realen Leben) ist zum Stilmittel einer jungen Generation von Künstlern geworden. Erfahrungsinhalte werden vermischt, so dass wir oft nicht erkennen können, was real oder netzwerkbasiert ist. Ein beliebtes Thema ist dabei die Darstellung der Frau in visuellen, netzorientierten Medien. Auf diese thematische Ambivalenz bezieht sich beispielsweise Mark Napiers‘ Arbeit Venus 2.0. Zur Zeit der Entstehung des Werks war die Schauspielerin Pamela Anderson zu »der« Ikone des Internets aufgestiegen. Napier bediente sich ihrer Bilder im Internet, die er jedoch generativ, an eine Papiercollage erinnernd, neu zusammenfügte.
Die Arbeiten des slowenischen Künstlers Vuk Cosic, gehen auf die frühe Netzkunst der 1990er zurück. Cosic transferierte bekannte Filmausschnitte in das Retroformat ASCII, eine Darstellung von grafischen Inhalten ausschließlich mit Zeichen der Computertastatur. Mit Hilfe dieser Technik erreichte er eine starke Abstraktion und Distanz zu den teilweise erotischen Inhalten der Filmausschnitte, derer er sich bediente. Auch die GIF Animationen der Ausstellung greifen auf eine frühe Darstellungsform zurück: das Graphics Interchange Format (GIF), welches, vor mehr als 20 Jahren entwickelt, die Animation von nur wenigen Bildern ermöglicht. Die GIF-Arbeiten der Ausstellung, beispielsweise von Lorna Mills, beziehen sich auf körperliche Interaktionen, bei denen weitaus mehr mitschwingt, als zunächst offensichtlich ist.
Eine zu Beginn sehr erfolgreiche virtuelle Welt im Internet war das »Second Life«. Web-User konnten sich mithilfe eines Avatars ganze Parallelwelten im Netz aufbauen. Die virtuelle Künstlerin Gazira Babeli nutzt das Second Life für ihre Online-Performances. Die Arbeit Come Together greift dabei den uralten Menschheitstraum einer Verschmelzung mit dem Partner auf.
Die US-amerikanische Künstlerin Jessica Lichtstein bedient sich idealisierter Manga-Figurinen aus Japan. In ihrer Wandskulptur »Lady Leisure« spitzt sie durch die Darstellung eines typisch weiblichen Tagesablaufs verbreitete Frauenklischees zu. Laurence Gartel aus den USA begann schon früh sich mit dem Computer zu beschäftigen. In seinen frühen Aktaufnahmen setzte er den von Nam June Paik entwickelten »Colorizer« ein, um eine psychedelische, vibrierende Darstellung zu erreichen.
In Giulia Bowinkel & Friedemann Banz’ bodypaintings wird der Körper zum formgebenden Impuls, zum Formverlauf. Das Künstlerpaar, Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf und Meisterschüler von Professor Albert Oehlen, verbindet Aufzeichnungen von Körperbewegungen im Raum mit Flüssigkeitssimulationen. Die auf diese Weise generierten Formen folgen der Bewegung des Menschen und übersetzen physische Körpersprache in eine transparent-digitale Geste. Mit Initial Psalm präsentiert die junge chinesische Künstlerin Huang Siying eine generative Computeranimation auf Basis von 12 unterschiedlichen Hormonleveln neugeborener Säuglinge. Mit Hilfe eines Algorithmus übersetzt sie die Hormonlevel in fraktale Geometrie und entwickelt eine eigene, künstlerische Formsprache, die den ersten Moment des Lebens festhält.
VIRTUAL BODY: Der Mensch in der digitalen Kunst wird kuratiert von Wolf Lieser, DAM Gallery, Berlin, und dem Düsseldorfer Kunstberatungsunternehmen ARTGATE Consulting, Leoni Spiekermann, in Kooperation mit dem NRW-Forum Düsseldorf.
- NRW-Forum Düsseldorf
Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf - Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag: 11-18 Uhr, Freitag, Samstag: 11-20 Uhr
- www.nrw-forum.de