Verwandlung der Welt
Die romantische Arabeske

Carl Julius Milde (1803–1875) Weiblicher Akt in einer Ranke, um 1834 © Privatsammlung Photo: Engelbert Seehuber, München

Carl Julius Milde (1803–1875) Weiblicher Akt in einer Ranke, um 1834 © Privatsammlung Photo: Engelbert Seehuber, München

Zum ersten Mal widmet sich unter dem Titel Verwandlung der Welt eine Ausstellung der Arabeske in der Romantik. Im 18. Jahrhundert erhebt Friedrich Schlegel (1772–1829) das verschlungene Spiel der Arabeske zum Strukturprinzip aller Dichtung. Die Arabeske verbindet die Teile einer als zerfallen erfahrenen Welt. Ihre Form dominiert den Gegenstand. Dieser umfassende Anspruch wird ihr auch in der bildenden Kunst zugesprochen: Sie ist Ornament, Poesie und geistreiches Linienspiel. Anstatt sich im bloßen Zierrat an den Rändern von Bildern zu erschöpfen, sei es in Form von floralen Mustern oder verspieltem Rankenwerk, avanciert sie zu einem Bedeutungsträger ersten Ranges. Vom kosmologischen Weltent- wurf bis zur Aktienumrahmung, vom hochkomplexen Roman bis zum Kinderlied, in Ölgemälden und in der Gebrauchsgraphik, auf Bucheinbänden oder an den Rändern von literarischen Texten – dank ihrer Vielgestaltigkeit erscheint die Arabeske medienübergreifend. Als „älteste und ursprüngliche Form der menschlichen Fantasie“ (Friedrich Schlegel) vermag sie unterschiedlichste Elemente in sich zu vereinen. Der romantischen Idee vom „Gesamtkunstwerk“ Rechnung tragend, wird sie zur Signatur einer ganzen Epoche.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Schaffen eines der vielseitigsten Künstler des 19. Jahrhunderts und maßgeblichen Mitbegründer der Romantik, Philipp Otto Runge (1777–1810). In seinem Werk und Gedankenaustausch mit dem Dichter Clemens Brentano (1778–1842) erreicht das Gestaltungsprinzip der romantischen Arabeske einen Höhepunkt. Weitere Schwerpunkte bilden Werke des Nazareners Peter Cornelius (1783–1867) sowie die Arbeiten von Eugen Napoleon Neureuther (1806–1882), Moritz von Schwind (1804–1871) und Adolph Menzel (1815–1905). Anhand ihrer einschlägigen Werke wird der Aufstieg der Arabeske von einer randständigen, primär dekorativen Erscheinung hin zu einer alle Künste betreffenden Gestaltungsform nachgezeichnet.

Die Ausstellung begleitet ein umfangreicher, über 400 Seiten umfassender Katalog (35 €), an dem sich zahlreiche renommierte Geisteswissenschaftler beteiligt haben.
In Kooperation mit dem Frankfurter Goethe-Museum/Freies Deutsches Hochstift. Kurator: Dr. Jonas Beyer
www.kunsthalle-hamburg.de