»Surrealistische Gruppen gab es nach 1930 in Europa, in den USA, in Mexiko und auf den Antillen. Für die theoretische Entwicklung der Bewegung bedeutend waren die französische, die belgische und die tschechische Gruppe. Während mittlerweile eine Flut von Publikationen über die Franzosen und Belgier existiert, tröpfelt es hinsichtlich der Tschechen bestenfalls. Im Ausland wirklich populär wurde nur ein einziger Name: Jan Švankmajer.« Kurt Bracharz
Der 1934 in Prag geborene Filmemacher, Objektkünstler, Zeichner und Poet Jan Švankmajer entwickelte seit den 60er Jahren größtenteils animierte Kurzfilme, deren surreale, albtraumhafte Bildsprache in Verbindung mit der über viele Jahre entwickelten Stop-Motion-Technik international Aufsehen erregte. Seine filmischen Arbeiten basieren häufig auf literarischen Vorlagen von Edgar Allen Poe, Marquis de Sade und Lewis Carroll. Von 1973–1980 wurde Jan Švankmajer in der Tschechoslowakei mit Berufsverbot belegt, da er sich in einigen seiner Filme mit der Realität totalitärer Systeme kritisch auseinandergesetzt hatte. Dies kommt vor allem in dem im FLATZ Museum gezeigten Film The Garden zum Ausdruck. Zwei weitere, ebenfalls in der Ausstellung zu sehende Filme entführen in die absurd-düstere Welt des Edgar Allen Poe: The Fall of the House of Usher und The Pendulum, the Pit and Hope.
Neben literarischen Inspirationen schöpft Jan Švankmajer seine Themen gerne aus Natur und Naturgeschichte. Das andauernde Projekt seiner »unsystematischen Anatomie« bildet den Höhepunkt dieser kritisch ironischen Auseinandersetzung mit Natur und Evolution. Es entstanden Filme und Objekte, in denen Švankmajer seine Geschichte der Evolution ausbreitet, wie etwa im Film Historia Naturae, der den Prozess der Entwicklung vom Tier zum Menschen aus der Sicht des Künstlers visualisiert.
Die in der Ausstellung im Kunstraum Dornbirn gezeigten Objekte sind surreale, an historische Natursammlungen und Tierpräparate erinnernde Artefakte, die bei näherer Betrachtung rasch als »absurde« Wesen erkennbar werden. Die Beschäftigung mit evolutionärer Entwicklung endet vorläufig in der Fantasie einer neuen »unsystematischen« Anatomie, dargestellt sowohl in Objekten, als auch im graphischen Werk des Künstlers.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation,
herausgegeben vom Kunstraum Dornbirn im Verlag für Moderne Kunst Nürnberg.
Mit Beiträgen von Kurt Bracharz und Thomas Macho
Deutsch/Englisch, ca. 58 Seiten, Hardcover, Grafik: Sägenvier
Herausgeber, Kunstraum Dornbirn, Erscheinungstermin: September 2015 Kunstraum Dornbirn
Jahngasse 9
A-6850 Dornbirn
www.kunstraumdornbirn.at FLATZ Museum
Marktstrasse 33
A-6850 Dornbirn
www.flatzmuseum.at