Wasser in seiner Vielgestaltigkeit fasziniert Photographen und Maler bis heute. Über Wasser. Malerei und Photographie von William Turner bis Olafur Eliasson spürt erstmals der Inspirationskraft des Elements Wasser nach. Durch die Gegenüberstellung von Photographien und Gemälde über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrhunderten bis heute zeigt die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum, wie beide Medien um die adäquate Darstellung des Elements ringen und sich gegenseitig anregen. Die rund 160 Leihgaben kommen aus international renommierten Sammlungen wie dem Musée d’Orsay, der Tate, dem Victoria & Albert Museum oder dem Museum Ludwig.
Wasser ist die Voraussetzung für jede Form von Leben. Alle Kulturen widmeten dem Element eine Fülle von Mythen, religiösen Riten oder symbolischen Bedeutungszuschreibungen. Von der griechisch-römischen Antike bis zur christlichen Schöpfungsgeschichte ist die abendländische Kultur geprägt von der Mythologie des Wassers. Heute machen Wasserknappheit, Umweltverschmutzung und Klimawandel Wasser zu einem zentralen Thema. Die Ausstellung Über Wasser. Malerei und Photographie von William Turner bis Olafur Eliasson spürt der Inspirationskraft des Elements für Maler und Photographen von 1800 bis heute nach. Sie zeigt erstmals, wie über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrhunderten beide Medien um die adäquate Darstellung ringen und sich gegenseitig anregen.
Die Naturwissenschaften entzauberten im 19. Jahrhundert die Natur. William Turner führt die Künstler der Moderne an, die sich der Ästhetik des Wassers jenseits der Mythologie verschrieben haben: Er machte Wasser zum Motiv. Wenig später kam mit der Photographie ein Medium hinzu, das neue Möglichkeiten eröffnete, den in Bewegung befindlichen Naturstoff ins Bild zu bannen. Maler und Photographen lösten das Element aus der Landschaftsmalerei und fokussierten sich auf das Wasser in seinen wechselnden Erscheinungsweisen ̶ vom Tropfen, der Schneeflocke und Eisscholle über das stürzende, geschüttete oder fließende Wasser bis zu den spiegelnden und bewegten Wasseroberflächen, deren machtvollste Form die heran brandende Welle ist.
Die Erscheinungsformen des Wassers als Regen, Schnee, Eis oder einzelne Tropfen zeigen Gemälde von Caspar David Friedrich und Yves Klein. Photographische Analysen von Wassertropfen nahmen Peter Keetman und Hermann Landshoff vor. Mit ihrer Nahsicht erlauben die mit der Kamera gewonnenen Abstraktionen einen Blick auf die Schönheiten einer Formenwelt, die der menschlichen Wahrnehmung nicht zugänglich ist. Diesen Abstraktionsprozess trieben Photographen des Neuen Sehens wie Albert Renger-Patzsch, Alfred Ehrhardt und Arvid Gutschow voran.
Das Phänomen der Spiegelungen auf Wasseroberflächen haben Maler wie William Turner oder Claude Monet in vibrierende Farbflächen übersetzt, während heute Photographen wie Andreas Gursky der Wirkung von Reflexionen in großformatigen Abzügen zwischen malerischer Anmutung und dem Spiegel des Realen nachspüren. Die Darstellung des Wassers in Form von Wellen und Strudeln gehörte im 19. Jahrhundert zu den zentralen bildnerischen Herausforderungen in Malerei und Photographie, etwa bei Gustave Courbet oder Gustave Le Gray. Das überwältigende Potential des Wassers wird in grenzenlosen Meereslandschaften und in Darstellungen von Naturkatastrophen realisiert. Bei Hiroshi Sugimoto und Andreas Müller-Pohle geht es um das Phänomen des Erhabenen, die Auswirkungen der Umweltzerstörung auf das Ökosystem Wasser dokumentieren Edward Burtynsky, Inge Rambow und Olafur Eliasson.
Die von Ulrich Pohlmann und Ortrud Westheider kuratierte Ausstellung versammelt rund 130 Photographien und etwa 30 Gemälde aus europäischen Museen und Privatsammlungen. Sie zeigt, wie die künstlerischen und gesellschaftlichen Fragestellungen an das Element Wasser seit 1800 immer brisanter werden.
Der Katalog zur Ausstellung mit Beiträgen von Michael Philipp, Ulrich Pohlmann, Christiane Stahl, Iris Wenderholm und Ortrud Westheider erscheint im Hirmer Verlag, München (ca. 240 Seiten mit farbigen Abbildungen aller ausgestellten Werke, 29 € in der Ausstellung).
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