Bilder und Sprache sind die wichtigsten Denk- und Mitteilungshandlungen des Menschen. Bilder funktionieren aber natürlich anders als Sprache. Bilder scheinen universeller, während gesprochene Sprache an partikulare Gemeinschaften gebunden ist. Der Mensch greift visuell-haptisch anders auf die Welt zu als durch die Stimme und das Hören. Dabei ist die Sprache oft als das Höhere angesehen worden. Ikonoklasmus wurde im Namen des Wortes begangen. Schlägt das Bild jetzt in einer modernen Bilderflut zurück? Und verändert dies das Denken des Menschen?
Das Verhältnis zwischen Sprache und Bild wird also oft als Widerstreit inszeniert. Lässt es sich aber auch als Freundschaft denken? Visualität ist der Sprache in vielfacher Weise eingeschrieben, und das, was ein Bild zeigt, wird durch Sprache in anderer Weise verständlich. Möglicherweise ist die Reflexion produktiver, wenn wir – bei klarem Bewusstsein der Differenzen – danach suchen, was Sprache und Bild verbindet.
Wir freuen uns, dass wir mit dem Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant und dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp zwei prominente Diskussionspartner gewinnen konnten, die das Wechselverhältnis von Sprache und Bildlichkeit wie wenige andere reflektiert haben. Wenn sie von Freundschaft zwischen Bild und Sprache sprechen, dann wird, ohne Konflikte und ästhetischen Wettstreit zu leugnen, die Betonung auf komplementäre Funktionen und Wirkungen und auf die Vielfalt der Erscheinungen gelegt.