Replica, by Arnold Dreyblatt

Zwölf Arbeiten, je 90 x 70 x 5 cm, hängen aufgereiht an einer langen Wand. Jede der Arbeiten besteht aus einem Holzrahmen, einer Holzplatte, einer reflektierenden Acrylglasscheibe, einer kleinen Lichtquelle, einer Vergrößerungsoptik, und einem verstellbaren Mikrofichehalter. Die optischen Komponenten sind dem Pentakta HL 100 (Mikrofilm-Handlesegerät im Taschenformat) entnommen, das von Pentacon Dresden produziert wurde und von Wissenschaftlern sowie Staatssicherheitsbehörden verwendet wurde.

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Hinter der Acrylglasscheibe sieht man in der flachen Holzoberfläche eine kleine Öffnung, in die eine Linse eingelassen ist, aus der Licht herausscheint. Wenn man durch die Linse im »Guckloch« blickt, sieht man einen kleinen kreisförmigen Ausschnitt der insgesamt 98 Seiten, die auf dem Mikrofiche gedruckt sind. Das Auge fokussiert sich allmählich auf den beleuchteten miniaturisierten Text, der gerade bis yan die Grenze zur Lesbarkeit vergrößert wird.

Während Dreyblatts Arbeiten oft die Vorgänge des Sammelns, Aufbewahrens und Archivierens von Informationen reflektieren, befassen sich hier die Texte mit deren systematischen und fachmännischen Vernichtung und der Zerstörung unseren kollektiven Gedächtnisses durch Institutionen und staatliche Behörden.

  • ARNOLD DREYBLATT amerikanischer Medienkünstler und Komponist, lebt seit 1984 in Berlin. 2007 wurde er Mitglied der Sektion Bildende Kunst der Deutschen Akademie der Künste, Berlin, und ist derzeit Professor für Medienkunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Dreyblatts künstlerische Arbeiten lassen komplexe textuelle und räumliche Visualisierungen von Gedächtnis entstehen.
    Diese Projekte – Reflexionen über Themen des Erinnerns und Archivierens – umfassen feste Installationen, digitale Raumprojektionen, dynamische textuelle Objekte und mehrschichtige linsenförmige Textfelder. Seine Werke wurden u.a. in Gallerien, Museen und öffentlichen Räumen wie dem Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst, Berlin; dem Jewish Museum New York; dem Museum für Angewandte Kunst (MAK) in Wien; der Draiflessen Collection in Mettingen, und der Gallerie e/static in Turin gezeigt und aufgeführt. Dauerhafte öffentliche Arbeiten sind zu sehen im HL Holocaust Center in Oslo; dem Jüdischen Museum in Berlin und der STASI Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
    Dreyblatt ist Co-Kurator von Ausstellungen wie zuletzt »Terry Fox – Elemental gestures«, einer Kooperation der Akademie der Künste, Berlin, mit dem BAM – Musée des Beaux-Arts Mons, dem Von der Heydt-Museum Wuppertal und dem Kunstmuseum Bern. Er erhielt zahlreiche Aufträge und Auszeichnungen, so von der Foundation for Contemporary Performance Arts in New York und zuletzt einen Arbeitsaufenthalt im Center for Arts, Science and Technology am Massachusetts Institute of Technology in Boston.
    www.dreyblatt.net
  • Manière Noire
    Waldenserstr. 7A, 10551 Berlin
  • Öffnungszeiten: Samstags von 16:00–19:00 Uhr und nach Vereinbarung
  • www.manierenoire.net