In einem Haus für Zeichnung und Grafik ist es selbstverständlich nach aktuellen Entwicklungen in der Zeichnung zu fragen. Mit Move The Line zeigt das Horst-Janssen-Museum erstmals Arbeiten, bei denen Zeichnung mit den Mitteln der Animation ins Zeitliche erweitert wird: von virtuellen Räumen über digitale Bleistiftgebiete und programmierte Zufallsmodule bis zu Augmented Reality.
Im 21. Jahrhundert bestimmt der Computer den Alltag, und die Ausstellung Move The Line versammelt Zeichnerinnen und Zeichner, die in ihrer Kunst die digitale Welt nicht auslassen. Sie gehen von der klassischen Zeichnung auf Papier aus, erweitern sie durch Animation in Trickfilmtradition und setzen dabei den Computer als unerlässliches Werkzeug ein. »Es sind vier Positionen, die jeweils einen besonderen Aspekt der künstlerischen Beziehung zwischen Zeichnung und Computeranimation ausloten«, erläutert Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos, die die Ausstellung kuratiert hat. Diese vier Positionen werdn von den fünf Zeichnerinnen und Zeichnern Robbie Cornelissen, Matthias Reinhold, Bettina Munk, Carolin Jörg und Michael Fragstein vertreten.
Robbie Cornelissen aus Utrecht, 1954 geboren, erstellt wandfüllende Handzeichnungen, die dem Betrachter Einblicke in fantastische Räume geben. Mithilfe eines 3-D-Computerprogrammes suggeriert Cornelissen das virtuelle Betreten dieser Räume. Die bewegten Bilder von The Labyrinth Runner machen die Zeichnung zum körperlichen Erlebnis und entwickeln einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Das Duo Carolin Jörg und Michael Fragstein aus Stuttgart, 1977 und 1972 geboren, erweitert die Wahrnehmung zwischen Zeichnung und Animation durch Augmented Reality. Die zarten Tuschezeichnungen von Carolin Jörg geraten im Tabletcomputer in Bewegung. Zeichnung und Animation werden im Projekt Der Zweite Blick zu einer sinnlichen Einheit.
Bettina Munk aus Berlin, 1960 geboren, zeigt die Installation move – move on –, in der sich Zeichnung und Computeranimation zu einem komplementären Ganzen fügen. Die Komposition der Zeichnungsserie wird durch Auswürfeln bestimmt. Diese ›chance operations‹ spiegeln sich im Programmiercode der Computeranimationen, deren Ablauf durch Zufallsmodule und Verdichtung zustande kommt.
Matthias Reinhold aus Ulm, 1978 geboren, bereitet dem Besucher eine vertraute Situation: einen Tisch mit Monitor, auf dem man sich interaktiv durch digitale Bleistiftgebiete klicken kann, um immer tiefer in kuriose Welten einzutauchen. In dieser intimen Situation antworten die Zeichnungen an der Wand den digitalen Bildern auf dem Monitor.
Alle Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung sind auf der Internetplattform Lines Fiction (linesfiction.de) vertreten; die Website lässt sich auch in der Ausstellung aufrufen und Animationen können online betrachtet werden. »Die Freiheit, Ausstellungen von Handzeichnung auf Papier in Galerien und Museen mit dem Internet zu verbinden und online mit der Animation eine eigene Kunstform bewegter Bilder zu bieten, macht die Zeichnung im 21. Jahrhundert zur dezidiert zeitgenössischen Kunst«, sagt Bettina Munk, Künstlerin und Betreiberin von Lines Fiction.
- Horst-Janssen-Museum Oldenburg
Am Stadtmuseum 4-8, 26121 Oldenburg - Öffnungszeiten: Di. bis So. 10 bis 18 Uhr
- www.horst-janssen-museum.de