Michael Wesely.
Another Pencil of Nature – Part 2

Michael Wesely, Jüdischer Friedhof, Berlin (13.1.2011 - 13.1.2012), 2012;© Michael Wesely

Michael Wesely, Jüdischer Friedhof, Berlin (13.1.2011 – 13.1.2012), 2012;© Michael Wesely

Eröffnung: Freitag, 19. September 2014 um 19:00 Uhr in Anwesenheit des Künstlers
Eröffnungsrede: Dr. Christiane Stahl, Leiterin Alfred Ehrhardt Stiftung

Rückte Michael Wesely mit seinen Langzeitbelichtungen bislang vor allem gesellschaftliche und urbane Prozesse in den Vordergrund, so verweist er mit seiner neuen Serie »Another pencil of nature – part 2« auf die Frühzeit der Fotografie im 19. Jahrhundert. Er entnimmt seinen eigenen, bereits archivierten Bildern Ausschnitte, die durch die Entgrenzung der dargestellten Motive neue Perspektiven eröffnen. So lenkt er den Blick stärker auf die Wirkung des Lichts und unterwandert die historisch verankerte Erwartung an die repräsentative Qualität des fotografischen Mediums. Die großformatigen Details sind virtuose Aufzeichnungen, die über die Idee der Abbildung weit hinausgehen und die überzeitliche, fast malerische Dimension des Fotografischen offenbaren. Mit dem Fokus auf das Naturdetail nehmen vertraute Motive den Charakter surrealer Erscheinungen an: der Blick in eine Baumkrone mutet wie eine Lawine an und wird zum atemberaubenden Naturschauspiel; der Himmel über den Bäumen des jüdischen Friedhofs erscheint im fotografischen Ergebnis wie von kosmischen Sonnenstrahlen durchwoben.

Begleitende Veranstaltung am Mittwoch, 22. Oktober 2014, 19.00 Uhr:

Als die Zeit noch auf sich warten ließ – Michael Wesely im Gespräch mit William Henry Fox Talbot und Prof. Dr. Hubertus von Amelunxen, Präsident der European Graduate School in Saas-Fee

William Henry Fox Talbot hatte die Photographie, das Zeit-Bild, erfunden und veröffentlichte zwischen 1844 und 1846 mit dem Pencil of Nature die erste Philosophie der Photographie. Michael Wesely photographiert Menschen, Natur und Architekturen in Langzeitbelichtungen und mit jedem Bild porträtiert er auch die Zeit. Darin, wie zu Anbeginn der Photographie, wird das Photographische selbst porträtiert. Das Gespräch wird also über die Zeit gehen, William Henry Fox Talbot als geistigen Gast hinzuholen und von Michael Weselys Zugang zum Zeit-Bild handeln.

»Wie zu Schwingungen gebrachte Saiten wirken die Vibrationen der Menschen im Raum, delirierend, da ihr Blick von der Zeit angeschlagen wird. Die fotografische Lichtkunst und die Tonkunst sind Künste der Zeit, beide sind Figurationen des Zeitlichen. So nenne ich diese Bilder von Michael Wesely doch Figuren des Tons wie sie Figuren des Lichtes sind, Lichtfiguren – Klangfiguren.« (Hubertus v. Amelunxen, Eine unbestimmte Reise. Zu den Porträts von Michael Wesely, in: Michael Wesely Porträts 1988-2013, Distanz Verlag, Berlin 2013, S. 13f).

Prof. Dr. Hubertus von Amelunxen studierte Romanistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Marburg und Paris, Autor und Kurator, Mitglied der Akademie der Künste Berlin und Präsident der European Graduate School (EGS) in Saas-Fee, Schweiz, lebt in der Schweiz und in Berlin.

Eintritt frei. Wegen beschränktem Platzkontingent wird um Voranmeldung gebeten.

www.alfred-ehrhardt-stiftung.de