Mateo Cohen Monroy & Zuzanna Skiba. Blinde Landschaften

Mit dem Begriff Landschaft wird allgemein eine Ansammlung von zueinander gehörenden oder sich voneinander unterscheidenden Dingen bezeichnet. Neben Berg- oder Flusslandschaften gibt es auch Stadt- oder sogar Möbellandschaften und vieles mehr. Landschaft – oder geschaffenes Land – im engeren Sinn ist jenes Gebiet, welches beherrscht, besiedelt und damit zu einem Territorium wird. Sie ist, im Gegensatz zur Natur, etwas vom Menschen Geschaffenes oder kulturell Verändertes. In der Kunst wird Landschaft mit sehr unterschiedlichen Methoden reproduziert oder auch produziert.

Blind bedeutet im Zusammenhang der Ausstellung auf eine andere Weise sehbar oder besser: erfahrbar. Nicht das Auge gibt mehr vor, was wahrgenommen wird, sondern vielmehr unsere Haptik und die räumliche Vorstellungskraft. Die ausgestellten Werke bestehen größtenteils aus vielen Schichten und bilden somit eine haptisch wahrnehmbare Landschaftssituation. Unsere Phantasie lässt fern und nah, Wolken und Berge erscheinen, welche eigentlich nicht abgebildet sind. Wir wandern somit blind und nur mit unserer Vorstellungskraft über die Bild-Landschaften.

Zuzannas Skibas Malerei zeigt dunkle und von Farbe überlagerte Oberflächen, die durch feine, gezeichnete Strukturen Tiefe und Weite bekommen. Skiba setzt Strich an Strich, ohne dass sich diese berühren. Somit verdichten sich die aneinander gesetzten, gleichbleibenden Linien allmählich zu einer räumlichen Struktur, die sich aus Richtung und Duktus des Pinselstrichs ergibt. Diese scheinbar unfassbare Form führt das Auge durch die raue Plastizität der aufgetragenen Farbschichten und bildet Landschaften, welche von der Künstlerin als »Magnetfelder« betitelt werden und eine kartographische, ganz ungewohnte Perspektive von oben zeigen. In der Ausstellung Blinde Landschaften zeigt Skiba dunkle, fundamentale Arbeiten, die in starkem Kontrast zu den weißen Wänden und der winterlichen Umgebung des Pavillons stehen. In diesem  Szenario wird der Blick geschärft und von den Magnetfeldern angezogen. Auf dieser Weise öffnet sich die innere, wie äußere Landschaft für den Raum.

Auch Mateo Cohen Monroys Arbeit lädt dazu ein, über diese grundlegenden Elemente der Malerei zu reflektieren. Der Maler arbeitet mit ungewöhnlichen Techniken, wie dem Abziehen der Farbschicht von bereits gemalten Bildern. Diese Häute werden dann auf die gleiche Leinwand oder einen anderen Bildträger transplantiert und bilden eine neue haptische Landschafts-Oberfläche. Bei der Abwesenheit von erzählerischen Merkmalen eines Bildes, treten die bereits erwähnten grundlegenden Elemente der Malerei, wie Tiefe, Licht, Oberfläche in den Vordergrund. Auf diese Weise thematisiert Cohen Monroy das Unmittelbare des Bildes und seine plastischen Fähigkeiten, die Welt wieder zu geben. In der Ausstellung Blinde Landschaften zeigt er eine zweiteilige Installation, welche aus einer gemalten Leinwand und einer von dieser abgezogenen Farbschicht besteht. Beide Objekte scheinen unabhängig voneinander zu sein, stehen jedoch über Beschaffenheit und Struktur ihrer Oberflächen miteinander in Korrespondenz.

Die Arbeiten sind zur Vernissage am 04.12. von 19–21 Uhr im Pavillon zu sehen. Danach ist eine Besichtigung 24h von außen und nach telefonischer Vereinbarung möglich.

milchhof Pavillon
Schwedter Str. 232, 10435 Berlin
Tel.: +49. 179. 42 82 87
www.milchhofpavillon.de
 
www.mateocohenmonroy.info
www.zuzannaskiba.com