Manfred Mohr – Visuell, Musikalisch

»Meine künstlerische Aussage ist erreicht, wenn ein vollendetes Kunstwerk sich vom logischen Inhalt loslöst und sich dann unabhängig und überzeugend als abstrakte Einheit behauptet.« Manfred Mohr

Manfred Mohr, P2210, Artificiata II - traces, computer generated real-time algorithmic animation, 2014-2015

Manfred Mohr, P2210, Artificiata II – traces, computer generated real-time algorithmic animation, 2014-2015

Bereits in den 1960er Jahren war Manfred Mohr als Musiker, genauer gesagt Saxophonist, aktiv, bevor er sich schließlich der Kunst zuwandte und anfing zu malen. Der in Stuttgart an der Technischen Hochschule lehrende Philosoph Max Bense inspirierte ihn über die Idee einer rationalen Kunst nachzudenken. Initiativ für den Schritt den Computer als Darstellungs- und Ausdrucksmittel zu nutzen und selbst zu programmieren war jedoch sein Freund der Komponist Pierre Barbaud, den er in seiner Zeit in Paris kennen lernte. In der Folge erlernte er FORTRAN, eine frühe Programmiersprache, und schuf die ersten Plotterzeichnungen am Meterologischen Institut in Paris. Im Übergang zum Arbeiten mit dem Computer entstand eine Serie von »grafische Wesen«, wie er sie nannte, noch von Hand ausgeführt, die bereits an elektronische oder technologische Elemente erinnerten: ARTIFICIATA I (siehe dazu die Rezension Reise zum Hyperwürfel von Andreas Rauth). Schon damals versuchte er musikalische und visuelle Elemente miteinander zu verbinden. Der Begriff ARTIFICIATA war abgeleitet von artificial sonata.

Die Ausstellung Visuell, Musikalisch bezieht sich auf dieses frühe Konzept von Manfred Mohr in der Verbindung von Musik und Kunst. Im Herbst 2013 zeigte Manfred Mohr bereits seine ersten Arbeiten im Rahmen dieses neuen Werkzyklus ARTIFICIATA II in der DAM Gallery. Mit seiner jüngsten Serie, die nach wie vor zum ARTIFICIATA II Werkkomplex gehört, hat sich sein Ideal erfüllt, das Visuelle wird musikalisch und das Musikalische wird visuell. Die Softwareobjekte haben sich von der Wand gelöst und werden als freistehende Skulpturen präsentiert. Die Software kreiert einen eigenen, nicht vorhersehbaren Rhythmus, schnell, langsam, beschleunigt, still. Eine eigene ästhetische Erfahrungswelt erschließt sich dem Betrachter. Die Linien fangen an zu tanzen. Und sie behaupten sich … ob in elfter oder fünfzehnter Dimension, es ist einfach nur große Kunst.

Wolf Lieser, DAM Gallery

 

  • DAM Gallery
    Neue Jakobstr. 6, 2., linker Hinterhof, 10179 Berlin
  • Öffnungszeiten: Mittwoch–Freitag 13–18 Uhr, Samstag 12–16 Uhr und nach Vereinbarung
  • www.dam.org