Erste Soloausstellung von Jim Avignon in Berlin seit 5 Jahren
Eröffnung am 04.10.2014 um 19.00 Uhr mit Beisspony Live und DJ Jens Friebe
Berlin hat sich in den letzten 20 Jahren sehr gewandelt und tut es noch. Viele, die schon lange hier leben, erkennen ihre Stadt kaum wieder und vermissen das alte Lebensgefühl. Auch das Berliner Nachtleben hat sich seit den 90er Jahren gewaltig verändert: War es früher ein Labor für Träumer, Kreative, Bohemiens und Exzentriker, in dem die meisten zu gleichen Teilen produzierten wie konsumierten, ist es heute eines der erfolgreichsten Aushängeschilder der Stadt geworden. Das Versprechen von Party und Glamour funktioniert nach wie vor, der permanente Rausch wird heute jedoch generalstabsmäßig von nüchtern kalkulierenden Dienstleistungsunternehmen professionell organisiert. Berlin hat es zwar geschafft, sich endgültig als die Partyhauptstadt der Welt zu etablieren, riskiert aber dabei zu einem seelenlosen Partydisneyland herabzusinken.
Jim Avignon ist in den letzten 25 Jahren selber ausgiebigst im Berliner Nachtleben unterwegs gewesen, hat nicht nur viele Jahre in Clubs live gemalt und ausgestellt, und dafür vom SPIEGEL das Label “Tizian des Techno” verliehen bekommen, sondern auch als Zeitchronist das Nachtleben und seine Veränderung in Bildern gelegentlich scharfsinnig und -züngig kommentiert. So amüsierte er sich bereits 1996 mit dem Bild the ninties on stamps über den Ausverkauf und die ersten Tendenzen zur Historisierung in der Partyszene.
Die Ausstellung City of Strangers fasst nun ausgewählte Arbeiten Avignons zum Thema Nachtleben aus den letzten 20 Jahren zusammen. Jim wird bekannte Clubinstallationen aus den 90ern nachbauen, wie z.B. die 1994 in der Ausstellung CHROMAPARK gezeigte Rauminstallation information overdose bestehend aus über 100 blinkenden Leuchtkästen oder die beim Fumetto 2003 gezeigte Stadtlandschaft sleeping city. Es werden aber auch zahlreiche neue Arbeiten zu sehen sein, darunter eine Coverversion von Rembrandts Nachtwache, eine Gewichtheberhantel mit Discokugeln als Gewichten, 3 Meter hohe Barhocker und ein überlebensgroßer Taschenrechner auf dessen Display stoisch die Worte I shall not repeat myself flimmern.
Jim Avignon zählt zu den ungewöhnlichsten Figuren in der aktuellen deutschen Kunstszene. Er ist zugleich Maler, Musiker, Konzept- und Aktionskünstler und hat sich aus diesen Komponenten ein eigenes Berufsbild zusammengezimmert, das ihn jeden Tag aufs Neue auf Trab hält. Er malt viel, nennt sich selbst augenzwinkernd »den schnellsten Maler der Welt« und stellt schon mal eine ganze Ausstellung in ein paar Tagen auf die Beine. Seine Bilder sind ein Mashup aus cartooniger Figuration, expressionistischem Bildaufbau und dominant aufs Bild gemalten Titeln – immer getreu der Devise: ein Maximum an Ausdruck mit einem Minimum an Linien. Während einige seiner Arbeiten bereits in Sammlungen und Museen hängen, stellt Avignon weiterhin mit Vorliebe in Clubs, Ladenlokalen oder auf der Straße aus. Er thematisiert die Schnelllebigkeit dieser Gesellschaft und kritisiert mit oft schwarzem Humor Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit. Unter dem Namen Neoangin ist er außerdem als Musiker unterwegs. So werden in der Ausstellung auch einige Musikvideos von Avignon aka Neoangin zu sehen sein, u.a. das gerade erst releaste bad fotoshop. (www.youtube.com/watch?v=SUmUlZw5scE)
Zur Eröffnung am 4.10. spielt die Band Beisspony (chicks on speed rec.) aus München, in selbst gebastelten Kostümen und auf selbstgebauten Instrumenten und als DJ des Abends konnte Jens Friebe, der selber gerade ein neues Album herausbringt, verpflichtet werden.