Jean Dubuffet – Metamorphosen der Landschaft

Die Fondation Beyeler eröffnet das Jahr 2016 mit einer Retrospektive zum facettenreichen und fantasievollen Werk von Jean Dubuffet. Die Ausstellung Jean Dubuffet – Metamorphosen der Landschaft präsentiert über 100 Werke des französischen Malers und Bildhauers, der mit seiner Experimentierlust der Kunstszene in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neue Inspiration und Impulse verlieh.

Jean Dubuffet (1901–1985) gab 1942 im Alter von 41 Jahren seine Arbeit als selbstständiger Weinhändler auf, um sich ganz der Kunst widmen zu können. Inspiriert von den Werken künstlerischer Aussenseiter sowie der Formensprache und Erzählweise von Kindern, gelang es ihm, sich von überkommenen Traditionen zu befreien und die Kunst gleichsam neu zu erfinden. Dubuffets Einfluss ist in der zeitgenössischen Kunst und Street Art beispielsweise bei David Hockney, Jean-Michel Basquiat, Keith Haring oder Ugo Rondinone noch zu spüren.

Die Ausstellung geht von Dubuffets faszinierendem Landschaftskonzept aus, in dem er innovativ und auch humorvoll die Gesetze und Gattungen der Malerei auf den Kopf zu stellen scheint: Bei ihm werden das Porträt, der weibliche Akt oder das Stillleben zu lebendigen Landschaften. In seinem Werk experimentiert der Künstler mit neuen Techniken und Materialien wie Sand, Schmetterlingsflügeln, Schwämmen und Schlacke, um daraus ein ganz eigenes und einzigartiges Bilduniversum zu schaffen.

Inspiration für seine neuartige Kunst fand Dubuffet massgeblich in der Schweiz: Als der Künstler 1945 kurz nach Kriegsende verschiedene psychiatrische Kliniken in Genf und Bern besuchte, setzte er sich intensiv mit den ausdruckstarken Werken verschiedener Patienten auseinander. Für sie sollte er den Begriff der Art Brut prägen.

Nicht zuletzt setzt sich die Ausstellung zum Ziel, die Aktualität von Dubuffets vielschichtigem Schaffen in der zeitgenössischen Kunst vor Augen zu führen. So finden sich im Katalog Zeugnisse verschiedener Künstler der Gegenwart, die sich in ihrem eigenen Werk ebenso auf Dubuffets künstlerisches Konzept wie auf unterschiedliche Aspekte seines Schaffens berufen. Dazu gehören nicht nur die bereits historischen Positionen eines David Hockney, Claes Oldenburg, Keith Haring, Mike Kelley oder Georg Baselitz, sondern auch erstmals publizierte Statements von Miquel Barceló und Ugo Rondinone, die sich speziell für diese Ausstellung zu Dubuffet geäussert haben.

Einige der ausgestellten Werke werden hier zum ersten Mal öffentlich gezeigt, andere waren mehrere Jahrzehnte lang nicht zu sehen. Darunter befindet sich auch das Gemälde Gardes du corps von 1943, ein Schlüsselwerk, das über vierzig Jahre als verschollen galt und das so unnachahmlich den wegweisenden ästhetischen Neuanfang von Dubuffets Schaffen kennzeichnet. Neben bedeutenden Gemälden und Skulpturen aus allen wichtigen Schaffensphasen ist in der Ausstellung Dubuffets spektakuläres Gesamtkunstwerk Coucou Bazar zu sehen, in dem Malerei, Skulptur, Theater, Tanz und Musik in einer raumgreifenden Installation zusammenfinden.

Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Ernst Beyeler ist Jean Dubuffet auch einer der am stärksten vertretenen Künstler der Sammlung der Fondation Beyeler.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Raphaël Bouvier.