It almost seemed a lily. Berlinde De Bruyckere

2016 hat die zeitgenössische Künstlerin Berlinde De Bruyckere (°1964, Gent) die wundersamen »Verschlossenen Gärten« (horti conclusi) zum ersten Mal kennengelernt. Die zerbrechliche Schönheit dieser kleinen Altarschränke aus dem 16. Jahrhundert hat sie gleich bewegt. Die vielen Hundert fein ausgearbeiteten Seidenblumen in allen Phasen des Wachstums und Verfalls erinnerten sie an die verblühten Lilien, die sie zu Hause in eben diesen Stadien genau fotografiert hatte. Die abgefallenen Blütenblätter haben De Bruyckere zufolge eine gewisse Ähnlichkeit mit der zarten menschlichen Haut. Dieses Motiv findet man oft in ihren Arbeiten. Die Blume erhielt eine zentrale Funktion in der Serie It Almost Seemed a Lily an der die Künstlerin 2017 zu arbeiten begann. Es gibt viele religiöse Interpretationen der Lilie, sie taucht aber auch in der Mythologie der Antike oft als Metapher auf. Den Titel der Serie hat die Künstlerin aus den Metamorphosen des Ovid – genauer gesagt von der Sage von Apollo und Hyakinthos – übernommen.

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In dieser Ausstellung im Museum Hof van Busleyden konfrontiert Berlinde De Bruyckere die Serie mit den Verschlossenen Gärten aus dem 16. Jahrhundert, die als Spitzenstücke einen festen Platz im Museum haben. Die Verschlossenen Gärten stellen einen Zufluchtsort dar, ein Miniaturparadies, das vor den Einflüssen der Außenwelt geschützt wird. Aufgrund ihrer Textur strahlen die Lilien aus der Serie von De Bruyckere sowohl Zärtlichkeit, als auch Rohheit aus. Die Skulpturen der Serie aus Textilien, Eisen und Wachs sind in aus dem 18. Jahrhundert stammende Eichenholzdielen aus dem Haus der Künstlerin gefasst, auf denen vergangene Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben. Alle Elemente in De Bruyckeres Kabinetten sind Träger einer ganz spezifischen Bedeutung und bilden zusammen eine neue Geschichte über Vergangenheit und Zukunft, Schönheit und Verfall.

It Almost Seemed a Lily ist die erste Einzelausstellung von Berlinde De Bruyckere in Belgien seit 2014. Einige Werke aus der Serie waren bereits auf der Biennale in Venedig, der Art Basel, der Manifesta und im Sara Hildén Art Museum (Finnland) zu sehen.

  • Museum Hof van Busleyden
    Sint-Janstraat 2a (Eingang durch den Garten), 2800 Mechelen
  • Öffnungzeiten
    Mo–Di:10–17 Uhr
    Mittwoch: geschlossen
    Do: 10–22 Uhr
    Fr–So:10–17 Uhr
    Geschlossen: 24., 25. und 31. Dezember, 01. Januar
  • www.hofvanbusleyden.be