Mit der Ausstellung Inhabitations. Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst präsentiert das Aargauer Kunsthaus Werke von jungen Kunstschaffenden aus der Schweiz und dem Ausland. Im Zentrum steht der Körper als Behausung von Phantasmen und Fiktionen, Wünschen und Obsessionen. Die Ausstellung thematisiert den Körper als Projektionsfläche, als Raum für sinnliche Erfahrungen und als Ort von Sehnsüchten.
Der Körper, die Grundlage unserer Existenz, steht in kulturellen Auseinandersetzungen seit jeher im Zentrum: Während in nahezu allen Religionen sein Wesen zwischen Leibhaftigkeit und metaphysischer Bedeutung diskutiert wird, legt beispielsweise die Naturwissenschaft den Fokus auf seine anatomische Beschaffenheit. In der Kunst sind körperliche Erscheinungsformen Ausgangspunkt und Projektionsfläche für ästhetische überlegungen und ihre Bedeutung für die Gegenwart.
Die Gruppenausstellung Inhabitations. Phantasmen des Körpers in der Gegenwartskunst im Aargauer Kunsthaus geht vom Körper als einem Gefäss aus, das mit Vorstellungen und Visionen gefüllt wird. Dabei stellen sich Fragen: Wie wird der Körper zum Medium und Vermittler zwischen dem Ich und der Welt? Dient er als Sprachrohr, als Modell, an dem wir Mass nehmen für bestimmte Handlungen?
Anhand ausgewählter Positionen wird aufgezeigt, welche Utopien, Ideologien und Visionen Körper bergen und an ihrer Erscheinung zum Ausdruck kommen. Die Schau umfasst eine Vielzahl von Medien, darunter Zeichnungen, Skulpturen, Videos und Installationen. In Melodie Moussets Werk Impulsive Control (2012) wird deutlich, inwiefern der Körper als Projektionsfläche fungiert. In drei Videofilmen rotiert ihr Körper auf einer Töpferscheibe und auf ihrem Kopf werden durch die Hände eines Keramikers Gefässe geformt.
Die leiblichen Impulse fließen in die Tonformen hinein, um sich anschließend von ihrer menschlichen Basis zu lösen und als Tonobjekte ein eigenständiges Dasein zu führen.
Augustin Rebetez macht in seiner medial vielfältigen und raumgreifenden Installation die Welt und Sinneseindrücke auf ganz andere Weise am Leib erfahrbar. Er konstruiert allegorische und universelle Momente unserer heutigen Gesellschaft, in denen die Motive »Körper« und »Haus« mehrfach in Erscheinung treten.
In der Ausstellung wird der Körper auch als Resonanzkörper erörtert, was beispielsweise in der Videoarbeit Vororte der Körper (2012/2015) von Yves Netzhammer deutlich wird. Inwiefern kann der Körper dem Denken einen Raum für sinnliche Erfahrungen und Sehnsüchte ermöglichen? In den künstlerischen Bearbeitungen des Körpers werden hier geeignete Bilder für Fantasien gefunden.
Neben Darstellungen vom Körper als Einheit vieler Glieder und Funktionen gehen bei Beni Bischofs Gemälden Gesten des Mutierens ins Monströse über, Verzerrungen und Deformationen treten in Erscheinung. Damit rückt auch die Idee ins Blickfeld, dass Körper von anderen Wesen durchdrungen und belagert werden. Diese künstlerischen Umsetzungen reichen bis zum physischen überstrapazieren und überquellen von Material, das den Körper erweitert und verformt.
Mit der Behausung von Wünschen im Körper schlägt die Schau einen thematischen Bogen von den parallel gezeigten Werken Hans Schärers aus den 1960er- bis 1980er-Jahren in die Gegenwart. Als prominentes Thema in der Kunst lassen sich die unterschiedlichen Bearbeitungen des Körpers in einem grösseren Kontext betrachten. Die Ausstellung Inhabitations trägt zu diesem Diskurs bei und führt das anhaltende und gegenwärtige Interesse von Kunstschaffenden an Inszenierungsstrategien des Körpers zusammen.
Künstler/innen
Nel Aerts (*1987, BE), Nathalie Bissig (*1981, CH), Beni Bischof (*1976, CH), Nathalie Djurberg und Hans Berg (beide *1978, SE), Andrea Heller (*1975, CH), Melodie Mousset (*1981, F), Augustin Rebetez (*1986, CH), Tanja Roscic (*1980, CH/KOS), Loredana Sperini (*1970, CH), Yves Netzhammer (*1970, CH)