Henning Wagenbreth. Alles Siebdruck!

Gross, bunt, fluoreszierend: Der Berliner Illustrator und Plakatkünstler Henning Wagenbreth zeigt in der Druckwerkstatt Re:Surgo! von Anna Hellsgård und Christian »Meeloo« Gfeller Plakate, Grafiken und Charts der letzten Jahre. Zur Eröffnung spielt er mit seiner Neofolk-Band »The Big Mazookas«.

Seinen prägnanten, im besten Sinne plakativen Stil, hat Wagenbreth in über zwanzig Jahren kontinuierlicher Arbeit, jenseits aller visuellen Trends, weiterentwickelt. Die unübersehbaren Einflüsse des Expressionismus und der Pop Art fusioniert der Künstler, der seit 1994 Professor für Illustration an der Universität der Künste Berlin (UdK) ist, mit Versatzstücken des Comics zum ästhetischen Programm einer retrofuturistischen Moderne. Dabei spielt der Siebdruck als künstlerische Technik eine zentrale Rolle auch dann noch, wenn die Entwürfe gar nicht im Siebdruck produziert werden. Denn Henning Wagenbreths gestalterischer Kosmos entfaltet sich auf Papier und Bildschirm, verlässt bisweilen den zweidimensionalen Raum für Ausflüge in die Plastik und geht sogar in die darstellende Kunst über.

Bereits 2004 entwarf er für Die Zeit unter dem Titel Plastic Dog elektronische Comic Strips. Im Berliner Stadtraum fallen immer wieder seine leuchtend bunten Plakate für Theater und Konzert auf. Besonders bekannt dürften seine Arbeiten für das Jazzfest Berlin sein, deren visuelles Erscheinungsbild er von 2003–2011 prägte. Daneben zeichnete er für internationale Magazine und Zeitungen wie die New York Times, illustrierte Bücher, entwarf Briefmarken, gestaltete Plattencover und adaptierte die Erzählung Der Pirat und der Apotheker von Robert Louis Stevenson (1898) gleich zwei mal: zunächst als Kinderbuch (Peter Hammer Verlag, 2012) und dann für die Bühne. Das Stück mit dem Titel Piraten!Piraten! war zuletzt am 07. und 08. November im Theater o.N. (ohne Namen, AR) in Berlin zu sehen.

Das Werk des Illustrators Henning Wagenbreth, der in einem Interview mit diesem Magazin (2007) erklärte, »Illustration an sich« sei »uninteressant«, kreist um gesellschaftliche, literarische und musikalische Themen. Text und Kontext liefern die Grundlage für die bildnerische Auseinandersetzung. So illustrierte er in dem Projekt Cry for Help! (2006) jene gut bekannten Spam-Mails, in denen die Absender um Hilfe bei Geld-Transaktionen in astronomischer Höhe bitten und dem Unterstützer eine gute Belohnung in Aussicht stellen. Aktuell beteiligt er sich mit weiteren Zeichnern an der visuellen Aufklärungsplattform Bildkorrektur (http://bildkorrektur.tumblr.com), die es sich zum Ziel gesetzt hat, »die Top15 der Besorgten-Bürger-Ängste zu illustrieren«, um diese »mit Fakten zu entkräften«, wie es auf der Webseite heißt.

Henning Wagenbreth wird im April zu Gast beim Wunderblock sein. (AR)

Ausstellungsflyer: Henning Wagenbreth. Alles Siebdruck!