Höchste Auszeichnungen für Hans-Joachim Gelberg und Lars Henkel. Der Hans-Meid-Preis, der im Zweijahresrhythmus für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Grafik, insbesondere der Buchgrafik und der Buchillustration vergeben wird, ist der zur Zeit höchstdotierte deutsche Preis für Buchillustration in Deutschland.
2015 erhält die Ehrenmedaille der Hans-Meid-Stiftung der 1930 in Dortmund geborene Autor und Verleger Hans-Joachim Gelberg. In der Jury-Begründung heißt es, Hans-Joachim Gelberg habe in einem intensiven, vor allem dem Kinder- und Jugendbuch gewidmeten Leben, zwei Generationen in ihren ersten Weltwahrnehmungen geprägt wie vielleicht kein Zweiter. Die Erfindung der orangenen Bücher bei Beltz & Gelberg in Weinheim oder das Magazin Der bunte Hund, in denen so berühmte Autoren, Graphiker und Illustratoren wie Rotraut Susanne Berner, Peter Härtling, Nikolaus Heidelbach, Janosch, Christine Nöstlinger oder Rafik Schami veröffentlichten, dürfen als Glücksfall in der deutschsprachigen Verlagslandschaft bezeichnet werden. Und größten Wert legte Gelberg stets auf eine angemessene, in vielen Teilen auch innovative Zeichen- und Illustrationskunst. Der noble Versuch, die immer stärker auseinanderfallenden Mitteilungsformen Sprache und Bild, wieder anzunähern und zu einem Zeichenkosmos zu verschmelzen, wird als besonderes Verdienst hervorgehoben.
Die Hans-Meid-Stiftung freut sich, den Hauptpreis 2015 in Höhe von 15.000 Euro an den Berliner Illustrator Lars Henkel vergeben zu dürfen (Jitter-Interview mit Lars Henkel »Eine gute Form der Kommunikation«). Geboren 1973 in Rom, aufgewachsen im Rheinland, studierte Lars Henkel in Aachen und Köln Illustration und Kunst und widmete sich frühzeitig der Erschaffung illustrativer Welten. Sein Einfluss im deutschsprachigen Raum ist, trotz nur weniger auflagenstarker Publikationen, nicht hoch genug einzuschätzen, ist er doch einer der Wenigen, der ebendort die Mittel gekonnter handwerklicher Illustration, Zeichnung und der ästhetischen Wirkung der Radierung mit den Möglichkeiten der bildbearbeitenden Collagierung elektronischer Programme verquickt. So entstehen verdichtete Bildwerke zu literarischen und nichtliterarischen Hintergründen, die einer assoziativen, traumartigen Logik folgen. Manchmal heiter, meist aber melancholisch und magisch anziehend, verweigern sich Henkels Entwürfe der Gefälligkeit des Mainstream und polarisieren stark. Eine Bildsprache, die insbesondere die Möglichkeiten der genreübergreifenden Wirkung in Print und elektronischen Medien in sich trägt und die Jury beeindruckte.
Der mit 3000,- € dotierte Werkpreis der Hans-Meid-Stiftung geht an den 1981 geborenen Illustrator Frank Höhne für sein Werk Book of Bock (Die Gestalten Verlag, 2012). Frank Höhne überzeugte die Jury durch seine Vielseitigkeit im visuellen Ausdruck, der man die Freude am Prozess ansieht. Mit Zeichnung und Schrift hat Frank Höhne eine Ästhetik entwickelt, die auch den Umgang mit Störungen und Fehlern einbezieht. Auf ruppige und humorvolle Art werden Themen zur Anschauung gebracht, welche die Lebenswirklichkeit besonders von jungen Menschen anspricht und ohne moralischen Zeigefinger zum Nach- und Neudenken anregt. Frank Höhne hält diesen Stil des freien Kombinierens und Assoziierens – der Sichtbarmachung in Bild und Schrift – für unterschiedlichste Inhalte durch und schafft es dadurch einen überraschenden Zugang zu Texten zu ermöglichen.
2015 geht ein weiterer Werkpreis an die 1979 geborene Illustratorin Laura Jurt aus Zürich für ihr Illustrationen zu Gottfried Kellers Meretlein (SJW Verlag, 2012). Aus den Kanten ihrer Linolschnitte lässt sie eine Welt entstehen in der das Liebliche sich zum Bedrohlichen neigt – selten erscheint einem das Traurige und Bedrückenden so zart. Aus dem wuchernden Dickicht der Natur tritt ein schönes Mädchen hervor, das zu schön und zu unabhängig ist für Kirche und Obrigkeit jener Zeit. Die Jury lobt die literarische Annäherung an den Text, insbesondere die Art wie die Illustratorin der Geschichte ihren Atem lässt. Als Druckerin meistert Laura Jurt das Schwarz und setzt es so transparent aufs Papier als wäre es die Nacht. Jurts Illustrationen sind voller Ahnungen dessen was möglich ist, ohne es jemals zeigen zu müssen. Der Werkpreis erkennt diese Leistungen an und würdigt sie.
Zudem wurden im Rahmen eines Hochschulwettbewerbs Hans-Meid-Förderpreise 2015 vergeben an: Mouni Feddag, Christin Huber, Cynthia Kittler, Jungyoon Kwon, Riikka Laakso und Annika Siems.
Zur diesjährigen Jury gehörten: Prof. Dr. Dominik Bartmann, Vorstand der Hans Meid Stiftung und Direktor der Abteilung Ausstellungen des Stadtmuseums Berlin; Nadia Budde, Illustratorin und Hauptpreisträgerin 2013; Michael Faber, Kulturbürgermeister in Leipzig; Dr. Paul Franken, Vorstand der Hans Meid Stiftung; Prof. Nanne Meyer, Studiengang Visuelle Kommunikation an der Weißensee Kunsthochschule Berlin; Prof. Bernd Mölck-Tassel, Studiengang Illustration an der HAW Hamburg; Dr. Barbara Stark, Leiterin der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz; Prof. Pierre Thomé, Leiter der Studienrichtung Illustration an der Hochschule Luzern; Prof. Michael Throm, Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Pforzheim.