Das Künstlerduo Gert und Uwe Tobias (geb. 1973) gehört zu den bekanntesten deutschen Druckgrafik-Künstlern. Mit ihren großformatigen, farbigen Holzschnitten und unkonventionellen Schreibmaschinenzeichnungen erregten sie in den letzten Jahren international großes Aufsehen.
»Der geheimnisvolle Reiz, der im Mittelalter die Erfindung des Druckens umfloß, wird auch heute noch von jedem verspürt, der sich ernsthaft und bis in die Details des Handwerks mit Graphik beschäftigt. Es gibt keine größere Freude als die, die Druckwalze das erste Mal über den eben fertig geschnittenen Holzstock fahren zu sehen.« Mit diesen Worten hat sich nicht etwa das Künstlerduo Gert und Uwe Tobias, sondern Ernst Ludwig Kirchner Anfang des letzten Jahrhunderts über die Technik des Holzschnittes geäußert.
Wie einstmals Ernst Ludwig Kirchner tragen heute die Brüder Tobias zur Profilierung des Holzschnittes als eigenständiges künstlerisches Ausdrucksmittel bei.
Die Inspirationsquellen ihrer Werkgruppen reichen von der Folklore bis hin zu kunsthistorischen Traditionen. Alltägliche Schnittmuster, Motive holländischer Stillleben oder abstrakte Formen der russischen Avantgarde werden durch die individuelle Fantasie gefiltert und zu neuen Bildfindungen aufbereitet. Die Zeichnung bildet dabei die ideelle Grundlage aller anderen Werkgruppen. Im gemeinsamen künstlerischen Prozess entwickeln Gert und Uwe Tobias in diesem Medium zunächst ein Formenrepertoire, bei dem Individuelles und Kollektives verschmelzen. Schlüsselmotive werden dann in einem speziell entwickelten Druckverfahren in das handwerkliche Substrat des Holzschnittes überführt. Ihre künstlerische Arbeit im Spannungsfeld zwischen kulturellem Gedächtnis und individueller Erinnerung setzt die in kollektiven Symbolen gespeicherten Energien frei und aktualisiert diese vital und ausdrucksstark für die Gegenwart.
Die von den beiden für die Räume des Kunstmuseums konzipierte Ausstellung stellt das Werk von Gert und Uwe Tobias im Überblick vor.