Zeitgenössische Kunst aus der Graphischen Sammlung ETH Zürich
Kunst auf Papier hat in Zürich ihren grossen Auftritt: Das Helmhaus und die Graphische Sammlung der ETH zeigen unter dem Titel «Ewige Gegenwart» gemeinsam Druckgraphik, Zeichnungen und Fotografie – rund 400 zeitgenössische Werke aus dem Besitz der Graphischen Sammlung ETH Zürich, die 2017 ihr 150-jähriges Bestehen feiert.
Nie zuvor waren so viele Werke aus der Graphischen Sammlung ETH Zürich gemeinsam ausgestellt: Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren von 45 Künstlerinnen und Künstlern. Die meisten von ihnen stammen aus der Schweiz, sind jünger oder bereits arriviert, andere sind internationale Stars. Die Ausstellung an zwei Standorten ergibt Gelegenheit zu einer Übersicht über das neuere Kunstschaffen in einem Medium, das in seiner Kombination aus Handwerk, Form und Inhalt auf eine grosse Tradition verweist – und das immer wieder innovative, überraschende Ergebnisse hervorbringt.
Die Kooperation mit dem Helmhaus Zürich eröffnet gleich drei neue Perspektiven auf die Bestände der Graphischen Sammlung. Gemeinsam für die Auswahl der Werke besorgt waren Linda Schädler, seit dem vergangenen Frühjahr neue Leiterin der Graphischen Sammlung ETH Zürich, und Simon Maurer, Leiter des Helmhaus Zürich. Die dritte Perspektive ist die der Besucherinnen und Besucher beider Ausstellungen: Ihnen bietet sich die Möglichkeit, aus nächster Nähe Zeichnungen, Fotografien und Druckgraphik zu entdecken.
Der Titel der Ausstellung – «Ewige Gegenwart» – bezieht sich auf ein Buch des Schweizer Architekturhistorikers Sigfried Giedion (1888–1968). Das Kuratorenteam wendet die ewige Gegenwart hier auf das unendliche Aktualitätspotenzial von Kunstsammlungen an. In beiden Ausstellungsinstitutionen wird in jedem Saal jeweils ein Referenzwerk aus dem 15. bis 18. Jahrhundert gezeigt und somit ein historisches Spannungsfeld aufgezogen, das den Besucherinnen und Besuchern viele Fragen eröffnet: Gibt es über die Jahrhunderte hinweg gemeinsame Themen, mit denen die Kunst sich beschäftigt? Wie haben sich die ange-wandten handwerklichen Techniken entwickelt? Wie wird man in weiteren 500 Jahren unsere Gegenwart sehen?
Die Lebendigkeit einer Sammlung ergibt sich aus dem Umgang mit ihr. Die rege Sammeltätigkeit der Graphischen Sammlung ETH Zürich, die sich auch Linda Schädlers Vorgängern verdankt – zuletzt Paul Tanner, der dieses Kooperationsprojekt initiiert hat –, zahlt sich aus, indem das Publikum sich nun mit Fragen beschäftigen kann, die unsere eigene Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ansprechen. Die Ausstellungen im Helmhaus Zürich und in der Graphischen Sammlung ETH Zürich sind thematisch gruppiert. In den historischen Räumlichkeiten der ETH Zürich orientiert sich die Präsentation, ausgehend von der Auseinandersetzung der Künstlerinnen und Künstler mit ihrer eigenen Rolle, an der Fragestellung, wie auch private Themen politische Dimensionen annehmen. Im Helmhaus beginnt die Präsentation mit einer Befragung der Identität und des Körpers, geht über zu konzeptuellen Werkgruppen und zur Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit und beschäftigt sich schliesslich mit den Themen Natur und Architektur.
Veranstaltungen
An beiden Ausstellungsorten findet eine Fülle von Rahmenveranstaltungen statt, die künstlerische Arbeit auf Papier reflektieren: über Mittag insgesamt sieben Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, abends Diskussionen mit Expertinnen und Experten – über das graphische Arbeiten als Prozess, über die Qual der Wahl für die Ausstellung und über (Un-) Vergänglichkeit, mit dem Philosophen Jürg Berthold (in der Graphischen Sammlung ETH Zürich) und dem Tätowierer Heiko Lüthi (im Helmhaus Zürich). Führungen erhellen die Hintergründe der ausgestellten Arbeiten, und Workshops für Kinder und Jugendliche aktivieren zum Selbermachen (im Helmhaus Zürich). Als Parallelveranstaltung präsentiert der Reiseschriftsteller und Fotograf Rudolph Jula im Helmhaus ein kommentiertes Fotoessay über Begegnungen mit Flüchtlingen von der syrischen Grenze über die Balkanroute bis in die Schweiz.
- Öffnungszeiten Graphische Sammlung ETH Zürich: täglich, 10–16.45 Uhr, Karfreitag bis Ostermontag geschlossen
- Helmhaus Zürich: Di–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Mo geschlossen, Karfreitag bis Ostermontag 11–18 Uhr
- Eintritt frei (in beiden Institutionen)
- Homepages www.gs.ethz.ch, www.helmhaus.org
- Veranstaltungsflyer PDF