EurOPER – ein partizipatives Opernprojekt

Die Oper ist das Gesamtkunstwerk par excellence, sie vereint alle Formen künstlerischen Ausdrucks, bildet eine ganze Parallelwelt, die nach eigenen ästhetischen Gesetzen gestaltet ist und sich vielfältiger kultureller Ansätze bedient.

Interessanter Weise lassen sich seit einigen Jahren auch Entwicklungen innerhalb der zeitgenössischen Bildenden Kunst wiederfinden, die dieser Form stark ähneln. Sound und Videoproduktionen im Zusammenspiel mit Performances, die in raumgreifende Installationen münden, finden sich weltweit in großen wie kleinen Ausstellungshäusern wieder. Diese Tendenz und nicht zuletzt die unvergessenen wunderbaren Versuche Christoph Schlingensiefs lassen uns jetzt selbst den Versuch einer Oper wagen.

Das Projekt möchte in Zusammenarbeit von Künstler*Innen mit Anwohnern und Bürgern Dresdens die ›Oper‹ als Medium nutzen, um aktuelle politische, technische und humanistische Themen in eigene künstlerische Bilder zu überführen. Neben einem Ausstellungsformat im August 2019 innerhalb des C. Rockefeller Centers ist die Aufführung der gesamten EurOPER Ende Sommer 2020 geplant. Bis dahin veranstalten wir vielseitige Seminare, Vorstellungsrunden, Filmvorführungen und Aktionen, die in wechselnden Locations und mit wechselnden Akteuren aus der Kunst und Kulturszene die verschiedenen künstlerischen Bereiche beleuchten und dabei Elemente für die EurOPER entwickeln. Alle die Lust haben an der Oper mit zu wirken, oder sich in einem der vielseitigen künstlerischen Bereiche beteiligen möchten, sind herzlich eingeladen inhaltlich wie praktisch bei diesem Format mitzuwirken.

EurOper ist ein Projekt des Deutschland & friend’s e.V., welcher ebenfalls seit 2010 Betreiber des C. Rockefeller Center for the contemporary Arts ist und aus einer Gruppe von Künstlern besteht. EurOPER versteht sich als Verbindung von Ideen einer sozialen Plastik mit der zeitgenössischen Kunst und ihrer Weiterentwicklung unter Betrachtung der traditionellen Oper.

Über den Mythos der Musik und das Geheimnis der Oper

OPERNTHEORIE SEMINAR mit Iris Dankemeyer am 02. und 03. Februar jeweils 11.00–17.00 Uhr. Diese Veranstaltung findet im Schimmel Projects Art Centre Dresden statt!

Das kleine Seminar lädt Neugierige zu großen Fragen ein: Was ist eine Oper und was soll das ganze Gesinge? Seit wann gibt es das Musikdrama und wie unterscheidet es sich von Singspiel und Operette? Weshalb musste Richard Wagner aus Dresden fliehen und was hat es mit dem Gesamtkunstwerk auf sich? Was kennzeichnet die zeitgenössische Oper? Warum und mit welchem Recht beziehen sich aktuelle Positionen der bildenden Kunst auf den Opernbegriff?

Soviel ist sicher: Die Oper ist nie nur gehobene Abendunterhaltung für feine Leute gewesen, sondern erklingt seit Jahrhunderten für diejenigen, die es extravagant, absurd und leidenschaftlich mögen. Wer das Geheimnis der Oper verstehen möchte, muss etwas vom Rätselcharakter der Musik wissen. Rührt diese Kunstform uns leichter zu Tränen als Skulpturen und Gemälde und wenn ja, warum? Die Philosophen hielten sie wahlweise für schön, aber staatszerstörend (Platon), für ein Exerzitium, bei dem die Seele rechnet ohne es zu wissen (Leibniz), für die höchste Form der Kunst (Schopenhauer) oder für die beste Form des Lebens (Nietzsche). Wie die Rationalität mathematischer Tonverhältnisse mit dem Dunkel menschlicher Empfindungen zusammenhängt, ist bis heute so unerklärlich wie die Liebe.

ABFALLPRODUKTE DER LIEBE von Werner Schroeter

Filmvorführung mit einer kurzen Einführung zum Zusammenhang von obszöner Weiblichkeit, homosexuellen Vorlieben und den Perversionen der Oper im Rahmen des Operntheorie Seminars von Iris Dankemeyer am 02.02.2019 / 21:00 Uhr im Schimmel Projects Art Centre Dresden, Großenhainer Str. 61–63
Kontakt und Anmeldung unter: oper@crockefeller.org

Filmvorführung Abfallprodukte der Liebe

Filmvorführung Abfallprodukte der Liebe

ACTING MATERIAL mit Enrico Sutter

Mittwoch 6.2.2019 / 16:00 – 18:30 Uhr – Atelier Fachklasse Martin Honert, Hochschule für Bildende Künste Dresden, Pfotenhauerstraße 81/83 Donnerstag 7.2.2019 / 16:00 – 18:30 Uhr Acting Material im urbanen Raum

Der Künstler Enrico Sutter (1983 Jena) hat in Dresden und Paris Bildende Kunst studiert und bereits als Teil des Künstler-Duos SUTTERSCHRAMM verschiedenste performative Methoden entwickelt. Seit einigen Jahren arbeitet er an seinem  Werkkomplex ACTING MATERIAL und A STILL LIFE in denen er mit gefundenen und bearbeiteten Materialien agiert. Aus diesem Fundus baut der Künstler fantastisch ausufernde Draperien, die Performer in aufwendigen Bühnen Inszenierungen oder im öffentlichen Raum auf und über dem Körper tragen. Für diese Gruppe von Arbeiten ist die Figur zentral, wobei Sutter jene älteste Form der Plastik in Live Performances zugleich zelebriert, abstrahiert und in ihrer Erscheinung fragmentiert.

Nach der inhaltlichen und praktischen Einführung in das künstlerische Werk Enrico Sutters werden wir mit seinem ACTING MATERIAL eigene Kreationen entwerfen die wir direkt in verschiedenen urbanen Situationen performativ ausprobieren.

2te SESSION Mittwoch 13.02.2019 und Donnerstag 14.2.2019 / 16:00 – 18:30 Uhr wir erarbeiten uns eigenes Acting Material im C. Rockefeller Center und machen Fotoshootings an coolen Spots! Kontakt und Anmeldung unter: oper@crockefeller.org

 ACTING MATERIAL mit Enrico Sutter

ACTING MATERIAL mit Enrico Sutter

MUSIK UND MAGIE

OPERNTHEORIE SEMINAR mit Iris Dankemeyer am 9. und 10. Februar jeweils 11.00 – 17.00 Uhr. Schimmel Projects Art Centre

Musik hat in der Mythologie magische Kräfte: sie kann Tote zum Leben erwecken und Steine zum Weinen bringen. Kulturübergreifend galten Musikinstrumente als göttliches Gerät, mit dem sich allerhand Zauber vollbringen lässt.

Auch eine der meistgespielten und bestbekanntesten Opern ist nach einem Hilfsmittel zum Weltverhexen benannt: Die Zauberflöte. Viele Menschen haben noch heute die Arie der Königin der Nacht und das Lied des Pa-pa-pa-pa-pa-pageno im Ohr. So populär Mozarts Werk, so unbekannt die Gattung, der es zuzurechnen ist – die Zauberoper. Bei dieser phantastischen Form geht nichts mit rechten Dingen zu, es wimmelt von Seltsamkeiten und Sonderlingen, zum dramatischen Personal gehören nicht nur menschliche Charaktere, sondern auch Gespenster, Geistererscheinungen und Fabelwesen. Am Beispiel der Zauberflöte können wir einmal paradigmatisch alle gestalterischen Elemente der Oper begreifen. Welche Verwandlungen wünschen wir, wenn wir uns eine eigene Opernwelt erfinden? Beim Blick in Mozarts Libretto gibt es Erstaunliches zu entdecken, der musikalische Text enthält eine verborgene Botschaft. Sie ist an die Mitglieder einer Geheimgesellschaft adressiert, die die Welt verändern wollen. Wollen wir das nicht auch? Können wir zaubern?

Diese Veranstaltung findet im Schimmel Projects Art Centre Dresden auf der Großenhainer Str. 61–63, in 01127 Dresden statt! Anmeldung unter: oper@crockefeller.org

Musik und Magie. Zur vergessenen Gattung der Zauberoper

Musik und Magie. Zur vergessenen Gattung der Zauberoper

Iris Dankemeyer studierte Soziologie und Sozialpsychologie in Hannover und Philosophie und Neuere deutsche Literatur in Berlin. Nach dem Ende des Studiums 2008 arbeitete sie als freie Autorin (u.a. für konkret, jungle world, De:Bug, testcard), mit den Schwerpunkten Musik- und Kulturkritik, Frauenemanzipation und Neosexualitäten. Aktuell lehrt Sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle Philosophie.

Ab 2010 begann sie, zusammen mit dem Künstler Ernst Markus Stein eine Konzert- und Performancereihe in Berlin und New York zu organisieren. Seitdem richtete sie zahlreiche Veranstaltungen der seltsameren ästhetischen Art aus; beispielsweise das dreitägige Happening „The Will Of An Eccentric“ auf einem Mecklenburger Resthof; zusammen mit der Künstlerin Johanna Daab die installative Abendrevue „DREAMLAND. A Night Of Spectacle“ für die Julia-Stoschek-Collection Düsseldorf; zuletzt das zweitägige Festival „Das Naturschöne“ auf einem Brachland der deutschen Bahn in Hamburg.

Anschließend schrieb sie von 2013 bis 2017 an der FU Berlin im Fach Philosophie eine Dissertation über Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno. Parallel unterrichtete sie am Design Department der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (Hegel versus Hollywood: Adorno in Los Angeles SoSe 2013/ Texte zur Veränderung der Welt: Kant, Hegel, Marx, Freud WS 2013/14 /On Popular Music SoSe 2014/ Social Media Is The Message: Alltagsrituale und Bewusstseinsformen der Kommunikationstechnologie WS 2016/17).

In ihrer freien Zeit versucht sie, das altmodische Handwerk der Zauberei zu erlernen.

  • C.Rockefeller Center For The Contemporary Arts
  • Rudolf Leonhard Str. 54 HH (Eingang über Tor Nr. 58)
    01097 Dresden
  • www.crockefeller.org/