Elmar Trenkwalder. Engel über Licht und Schatten – vom erlösenden Schweigen der Form

Elmar Trenkwalders monumentale Keramikskulpturen erinnern in ihrer Struktur ebenso an prunkvolle Barock- und Rokokoarchitekturen wie an indische Tempel oder spätgotische Ornamente. Die von Details überbordenden Gebilde sind jedoch keine sakralen »Heiligenschreine«, eher surreal anmutende Bilder- Kosmen, deren Gestalten aus Fantasie – und Traumwelten stammen könnten. Die architektonischen Gebilde verschmelzen mit biomorphen Formen aus der Natur, in denen vegetabile Wucherungen und menschliche Körperfragmente vorkommen.

Elmar_Trenkwalder_ausschnitt
Für die Ausstellung im Kunstraum Dornbirn hat Elmar Trenkwalder die bisher größte Keramikskulptur innerhalb seines Gesamtwerkes erschaffen. Mit einer Länge von 11 Metern und einer Höhe von 7 Metern konfrontiert er den Besucher mit einem mächtigen, den Raum dominierenden Architekturgebilde. Das Werk erinnert an eine kunstvoll gestaltete Fassade mit einer geschwungenen Linienführung und mehreren Passagen. Das als eine Wand konzipierte Werk hat eine Vorder- und Rückseite und ist im Kunstraum so positioniert, dass beide Seiten betrachtet und auch durchschritten werden können. Die schimmernde bläulich-grüne Glasur der Keramik antwortet sensibel auf das wechselnde Tageslicht, das durch die großen Fenster im Kunstraum einfällt. Über den Durchgängen, die sehr schmal proportioniert sind und nicht als Passage im üblichen Sinn gelten, erheben sich Türme und Podeste mit figürlichen und ornamentalen, aufwendig und opulent ausgeführten Formen, deren rhythmische Anmutung Naturprozesse, Kreisläufe, Wandlungen und Schöpfungsgeschichten anklingen lässt. Elmar Trenkwalders einzigartige Bildersprache schöpft aus einem Reservoir an persönlichen Erinnerungen und Erlebnissen, lässt Unterbewusstes an die Oberfläche kommen und verknüpft sich mit Bildern unseres kulturellen Gedächtnisses zu einem zeitlosen Panorama menschlicher Existenz.

Der vom Künstler gewählte Ausstellungstitel Engel über Licht und Schatten – vom erlösenden Schweigen der Form deutet auf Haltung und Weltbild hin und versetzt den Betrachter in einen Zustand der Ungewissheit, des Rätselns. Stehen Engel für etwas dem irdischen Dasein Übergeordnetes? Das Werk des Bildhauers Elmar Trenkwalder, der ausschließlich mit dem Körper und der Form arbeitet, dessen künstlerische Tätigkeit durch das haptische Arbeiten mit Ton definiert ist, positioniert sich hier als reizvoll ambivalenter Gegenpart zum Titel der Ausstellung, der eine metaphysische Konstellation anspricht. Aus der körperlichen Grenzerfahrung im Schaffensprozess erstarrt das Kunstwerk zu einer Metapher seiner persönlichen Weltaneignung.

  • Kunstraum Dornbirn
    Jahngasse 9, Dornbirn, Österreich
  • Öffnungszeiten:
  • Täglich von 10 bis 18 Uhr,  Geschlossen von 23. Dezember bis 14. Jänner
  • www.kunstraumdornbirn.at