Der amerikanische Künstler Eduardo Kac (*1962) arbeitet am Interface von elektronischer Kunst und biologischen Systemen, von Computertechnik und Transgenetik, von Videoart und Biotelematik. Die künstlerische Überbrückung von Natur und Technologie ist sein Weg, auf philosophische Weise Prozesse der Kommunikation zu hinterfragen. Dabei interessiert ihn besonders die Kommunikation zwischen den Arten, beispielsweise der prozessuale Austausch zwischen Mensch und Pflanze mittels Technologie, organische Prozesse und technische Abläufe als nonverbale Kommunikationsformen voraussetzend. Menschliche, biologische und technische Sprachsysteme sind Codierungen, anhand derer Informationen vermittelt, rezipiert und verarbeitet werden. Inwieweit Sprachsysteme, ob verbal oder nonverbal, sich durch den gegenseitigen Einfluss ergänzen und verändern und welche übergeordnete Aussagekraft sie dadurch gewinnen können, untersucht Eduardo Kac in seiner künstlerischen Arbeit.

© Eduardo Kac, Inner Telescope
In der Ausstellung Inner Telescope ergründet Eduardo Kac in Videos, Fotografien, Zeichungen und Textilarbeiten die linguistisch codierte gegenüber der gegenständlichen Darstellung des Selbst, wie auch die Verortung des Selbst im Kontext der jeweiligen Umwelt. Die titelgebende Videoarbeit positioniert ein schlichtes Papierobjekt innerhalb eines technischen Konstrukts in der Unendlichkeit des Weltalls – eine Repräsentation des Selbst als ein vergängliches und zerbrechliches Element der allumfassenden Natur, organisch beschaffen und kreativ geschaffen mit einfachsten Codes in einem Umfeld hochkomplexer Technologien.
Durch die Schwerkraft an unseren Planeten gebunden ist es nur allzu leicht, aus den Augen zu verlieren, dass der Mensch Teil eines Großen und Ganzen ist, das in seiner räumlichen Grenzenlosigkeit kaum fassbar ist. Gravitation ist aus Sicht des Künstlers die Nabelschnur, die uns mit unserem Planeten verbunden hält. Um den Blick und die Wahrnehmung zu erweitern und neuen dialogischen Austausch zwischen Selbst und Umgebung zu ermöglichen, ist diese Verbindung in der Videoarbeit symbolisch gekappt, die Schwerkraft damit aufgehoben.
Freischwebend, allansichtig, ohne ein Oben oder Unten und der Gravitation nicht unterworfen erlangt das Selbst, codiert in objekt- und bildhaften Darstellungen des Menschen, eine befreiende Loslösung von Sichtbeschränkungen. Inner Telescope ist insgesamt eine philosophisch-poetische Reflektion über Verortung und Metaperspektive.
Kristina von Bülow
- DAM Gallery, Berlin
Seydelstr. 30, 10117 Berlin - www.dam-gallery.de
- Öffnungszeiten: Mittwoch–Freitag: 13–18 Uhr, Samstag: 12–16 Uhr,
und nach Vereinbarung