Damage Control untersucht das Thema »Zerstörung in der Kunst des 20. Jahrhunderts« erstmals tiefgreifend und historisch. In allen Sparten der Kunstproduktion kann man ab Mitte des 20. Jahrhunderts ein gesteigertes Interesse am Begriff der Zerstörung oder der Demontage festmachen. Sei es als spektakuläre oder auch als kathartische Reaktion auf die beiden Weltkriege, auf die Atombombe und auf die immer präsenten Bilder der Zerstörung in Zeitschriften und Fernsehen – die Kunst hat einer Welt der Gewalt immer wieder den Spiegel vorgehalten. Als Mittel einer emotionalen oder kulturellen Entpersonalisierung, als Institutionskritik oder gar als kulturelle »Angst« fließt Zerstörung in die Kunstproduktion ein und wird zu einer Komponente einer gereinigten Re-Kreation. Als Beginn der Auseinandersetzung mit dem Thema kann das Destruction in Art Symposium, das Gustav Metzger 1966 veranstaltete, angesehen werden, das einen wichtigen Bezugspunkt darstellt. Damage Control widmet sich auf beiden Ebenen des Kunsthauses Graz hauptsächlich amerikanischer Kunst ab den 1950er-Jahren und zeigt 96 Werke, die sich auf verschiedene Arten mit Zerstörung auseinandersetzen. Die teilweise aus der Sammlung des Hirshhorn Museum kommende Ausstellung führt wegweisende, internationale Arbeiten aus Malerei, Film, Foto, aber auch aus Skulptur, Installation und Performance zusammen und zeigt eine Entwicklung auf, die – über die Kunst hinausgehend – die Geschichte des letzten Jahrhunderts nachzeichnet, grundsätzlich verstehen lässt und bis zu den heutigen Ängsten vor den Bedrohungen durch Terrorismus, Naturkatastrophen oder anderen Desastern – real oder imaginiert – reicht.
Im Kunsthaus Graz werden ergänzend dazu zwei künstlerische Positionen aus Österreich gezeigt: Eine Lichtinstallation, deren Ampelfarben (grün, orange, rot) an Symbole von technischen Schaltknöpfen erinnern, begrüßt die Besucherinnen und Besucher im Foyer. Mit dieser Arbeit möchte Melitta Moschik auf die Möglichkeiten eigener Entscheidungen hinweisen. Werner Reiterer hingegen reflektiert das Ausstellungsthema in der ihm eigenen, ironischen Art und Weise anhand von drei Zeichnungen: Sie befassen sich einerseits mit der alltäglichen Zerstörung im Straßenverkehr, andererseits schlägt der Künstler eine provokante Installation vor, deren Ausführung die physische De(kon)struktion des Kunsthauses zur Folge haben könnte. Die Arbeiten können als kritische Gegenentwürfe zu einer Gesellschaft des Spektakels verstanden werden und fragen nach der Bedeutung der eigenen Verantwortung gegenüber einer zerstörerischen Gesellschaft.
Beteiligte Künstler/innen: Ai Weiwei, Roy Arden, John Baldessari, Walead Besthy, Monica Bonvicini, Mircea Cantor, Vija Celmins, Jake und Dinos Chapman, Bruce Conner, Thomas Demand, Luc Delahaye, Sam Durant, Harold Edgerton, Dara Friedman, Cyprien Gaillard, Ori Gersht, Jack Goldstein, Douglas Gordon, Felix Gonzalez-Torres, Mona Hatoum, Larry Johnson, Yves Klein, Michael Landy, Christian Marclay, Gordon Matta-Clark, Steve McQueen, Gustav Metzger, Raphael Montañez Ortiz, Juan Muñoz, Laurel Nakadate, Yoshitomo Nara, Arnold Odermatt, Yoko Ono, Pipilotti Rist, Ed Ruscha, Thomas Ruff, Joe Sola, Shōmei Tōmatsu, Jean Tinguely, Jeff Wall, Andy Warhol, Christopher Wool
Katalog Der 224 Seiten umfassende englischsprachige Katalog zur Ausstellung (Prestel Verlag) kostet 48 EUR und ist im Museumsshop erhältlich. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit und eine Übernahme aus dem Hirshhorn Museum. Parallel dazu zeigt das BRUSEUM einen internationalen Exkurs, bei dem Kurator Roman Grabner eine Perspektive auf das Thema Zerstörung öffnet, die in der Hauptschau vernachlässigt wird: Der Körper, ab Ende der 1950er-Jahre eben erst als skulpturales Material entdeckt, wird dekonstruiert und zerstört. www.museum-joanneum.at