Channa Horwitz.
Counting in Eight, Moving by Color

Eröffnung: Samstag, 14. März 2015, 17–22 Uhr

Mit Counting in Eight, Moving by Color zeigen die KW Institute for Contemporary Art die erste umfassende Einzelausstellung der kalifornischen Künstlerin Channa Horwitz (1932–2013), gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Channa Horwitz COUNTING IN EIGHT, MOVING BY COLOR © 2011 Photo by Ellen Davis

Channa Horwitz
COUNTING IN EIGHT, MOVING BY COLOR © 2011 Photo by Ellen Davis

Die Werkschau führt anhand wichtiger Arbeiten aus allen Schaffensphasen in das Œuvre ein und gibt einen Einblick in die zentralen Werkreihen wie der Language Series, Sonakinatography, Rhythms und Structures. In enger Zusammenarbeit mit dem Nachlass in Los Angeles werden außerdem zum ersten Mal eine Auswahl an Konstruktionszeichnungen und dokumentarischem Material öffentlich präsentiert.

Channa Horwitz entwickelte in den späten 1960er Jahren eine künstlerische Sprache, die ihre Freiheit aus der bewussten Beschränkung auf einfachste Regeln gewinnt. Jedes ihrer Werke basiert seither auf den Zahlen eins bis acht und einem jeder Ziffer zugeordneten Farbcode. Abgeleitet aus dem Format des amerikanischen Standard-Millimeterpapiers, stellt die Künstlerin so Zeit mittels grafischer Einheiten und Bewegung in der Zeit als dazugehörige Farbschemata dar und entwirft daraus Strukturen, die zeit-räumliche Verhältnisse in Zeichnungen, Gemälde und Multimediaskulpturen übersetzen.

Die Ausstellung in den KW vollzieht die Entwicklung nach, die Channa Horwitz aus der figurativen Malerei zur konzeptuellen Abstraktion geführt hat, und bindet ihr Werk damit auch an parallel entstehende Strategien anderer Künstlerinnen und Künstler der Minimal Art und Konzeptkunst an.

Einerseits gewann sie aus der zunehmenden Abstraktion figürlicher Motive die Grundformen Kreis, Quadrat und Rechteck, aus denen unter anderem die Language Series (1964– 2011) entstand, andererseits fand sie einen Weg, Bewegung – sowohl von Körpern oder Objekten im Raum als auch von Stimme und Ton in der Zeit – als Notationen darzustellen. Aus diesen frühen Experimenten mit bewegten Objekten entstand die Reihe Sonakinatography (1968–2012), die sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2013 in 23 verschiedenen Arten von Kompositionen fortführte. ›Sonakinatography‹ ist eine Wortschöpfung aus den griechischen Bezeichnungen für ›Ton‹, ›Bewegung‹ und ›Aufzeichnung‹. Jede einzelne Zeichnung der Reihe könnte auch als Performance oder Konzert aufgeführt oder in eine Rauminstallation übersetzt werden. Erstmals wird für die Ausstellung ein Großteil der Kompositionen dieses bekanntesten Werkkomplexes zusammengebracht, der – präsentiert in einem eigenen Raum – den Kern der Ausstellung bildet.

Seit Mitte der 1970er Jahre begann Horwitz neue Muster, Formen und Bewegungen zu erforschen, die Serien wie Rhythms und Structures hervorbrachten und schließlich bis zu vier parallele Ebenen in einer Zeichnung vereinten.

Als Channa Horwitz 2013 im Alter von 80 Jahren starb, hatte ihre internationale Karriere gerade erst begonnen. Seit Mitte der 1960er Jahre lebte und arbeitete die Künstlerin bis in die 2000er Jahre zurückgezogen und wurde selten ausgestellt. Nach mehreren Ausstellungen, darunter die Einzelausstellungen VARIATIONS IN COUNTING ONE THROUGH EIGHT (2009, BKV Brandenburgischer Kunstverein e. V., Potsdam, DE) und SEQUENCES & SYSTEMS (2010, Solway Jones Gallery und Kunsthalle L.A., Los Angeles, US) sowie die Gruppenausstellungen THE HUMAN STAIN (2009, CGAC Centre Galego de Arte Contemporánea, Santiago de Compostela, ES), DOPPLEREFFEKT – BILDER IN KUNST UND WISSENSCHAFT (2010, Kunsthalle zu Kiel, DE), SYSTEMS AND STRUCTURES (2012, Galeria Casas Riegner, Bogotá) und A VOID (2013, Kunsthalle Düsseldorf, DE), löste die Präsentation ihrer Arbeiten im Rahmen von MADE IN L.A. (2012, Hammer Museum, Los Angeles, US) ein Jahr vor ihrem Tod Begeisterung bei Presse und Publikum aus. Es folgten Ausstellungsbeteiligungen unter anderem bei GHOSTS IN THE MACHINE (2012, New Museum, New York, US), MOMENTS. EINE GESCHICHTE DER PERFORMANCE IN 10 AKTEN (2013, ZKM, Karlsruhe, DE) und LONELY AT THE TOP: MOMENTS ON MOMENTS (2013, M HKA Museum van Hedendaagse Kunst Antwerpen, Antwerpen, BE). Die internationale Aufmerksamkeit für ihr Werk in Massimiliano Gionis ENCYCLOPEDIC PALACE bei der 55. Biennale di Venezia (2013, Venedig, IT) erlebte sie schon nicht mehr selbst.

www.kw-berlin.de