Andreas Seltzer. Die Sonne von Mexiko

Ihren Namen hat diese Zeichnungsserie von einer Gastwirtschaft, die am Rande des Schulwegs von Andreas Seltzer in Frankfurt am Main lag. Dort trafen sich, bis in die achziger Jahre, Trinker, Bordellgänger der nahen Breite Gasse, aber auch Binnenschiffer, die von der grossen transatlantischen Passage träumten. Formal nutzt die Serie den kartografischen Blick, den Seltzer in der Arbeit über Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde (2006–2012) erprobte. Dort folgte er den konzentrischen Kreisen, die ins Erdinnere führten

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Hier aber sind es nicht mehr die geologischen Schichten des Untergrunds, sondern Partikel von Körpern und Fragmente von Gegenständen, die, grotesk verzerrt, in hybride Wesen verwandelt oder in schwer entzifferbare Details zersplittert sind. Was deren Formationen charakterisiert, das ist ihre Spielfreude. Der dicht karierte Hintergrund vor dem sie agieren, fungiert als ein Formenfänger, der vielerlei grafische Elemente zusammenwürfelt und ihnen Tiefe gibt. Rot, Schwarz, Grau und Weiß sind da die Hauptakteure. Sie folgen keinem festgelegten Plan, sondern Impulsen, denen es um Verdichtung, Trennung, Auflösung geht.

Daraus entstehen Geschichten, die karnevaleske, zirkushafte Züge haben und in Rätseln sprechen, die sich als Vexierbilder verkleiden, Balancen zeigen oder grobes Ungeschick.
So kann, wenn es gut geht, Spannung ins Spiel kommen und so können Betrachter dieser Bilder zu Mitspielern werden.

  • Andreas Seltzer
    *1943 in Danzig, studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach/M. Graphik-Design und an der Hochschule der Künste Berlin Malerei. Gründer der Berliner Produzentengalerie Bilderdienst. Lebt als freier Künstler, Autor und Kurator in Berlin.
  • Ausstellungen (Auswahl): »Die Sonne von Mexiko«, Laura Mars Gallery, Berlin (2017); »Grotesk«, Laura Mars Gallery (2016); »Not yet. On the Reinvention of Documentary and the Critique of Modernism«, Museo National Centro de Arte Reina Sofia, Madrid (2015); »Geschichten zeichnen«, Museum Folkwang, Essen (2012); »Captain Pamphile«, Sammlung Falckenberg Hamburg (2011); »Die Reise um mein Zimmer«, Galerie Stella A., Berlin [2009]; »Animalcity«, Kunstverein Wolfsburg (2006)
  • Publikationen (Auswahl): »Bilderkunde – Essays«, Vorwerk8 Verlag, Berlin (2017);»Der Sendermann«, Fantôme Verlag, Berlin (2016); »Die Hitze in Paris«, Fantôme Verlag , Berlin (2012); »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«, Katalog, Kunstverein Waldkraiburg (2012); »Im Nahbereich«, Maas Media Verlag, Berlin (2011)
  • Laura Mars Gallery
    Bülowstraße 52,10583 Berlin
  • Öffnungszeiten: Mi–Fr 13–19 Uhr, Sa 13–17 Uhr
  • www.lauramars.de