Tiefgarage präsentiert die erste Einzelausstellung von Anastasia Ax in Deutschland. Die Künstlerin lebt in Stockholm und arbeitet überwiegend mit Papier, Gips und Tusche. Ihre Eingriffe sind ortsspezifisch und mit performativen Prozessen verbunden.
Ax nutzt für The World As Of Yesterday Altpapier aus regionalen Recyclingunternehmen. Das Papier wird in Firmen und Haushalten eingesammelt und zu Blöcken gepresst und so für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Die Blöcke bilden einen Querschnitt aus weggeworfenen Informationen einer spezifischen Region und Zeit. Als Ausgangsmaterial für die Ausstellung wählt Ax diese Kulminationen aus wertlosen, historischen Dokumenten und reaktiviert Vergessenes im Ausstellungskontext. Wie ein archäologischer Befund werden die Möglichkeiten des Papiers durchexerziert. Die Prozesse und seine Resultate werden in der Ausstellung präsentiert und fortlaufend ergänzt.
Circa 30 Personen eröffnen die Ausstellung, indem sie Seiten aus den im Ausstellungsraum platzierten Blöcken entnehmen und aus ihnen vorlesen. Die Teilnehmer schöpfen Informationen aus dem Ausgangsmaterial und bringen sie in einen neuen Zusammenhang. Durch den simultanen Sprechakt entsteht ein dichter Klangteppich, der die geschriebene Information verbal kopiert. Simultane Sprechakte werden auch innerhalb der Ausstellungsdauer fortgeführt.
Am Eröffnungsabend und während des gesamten Wochenendes arbeitet auch Ax mit dem Material. In einem Akt, der mit gewaltvoller Zerstörung, Manipulation und Veränderung verbunden ist, werden die Papierballen zerpflückt und im Raum weiterverarbeitet.
Papier dient der Speicherung und Überlieferung von Informationen. Vor der Verwendung geschriebener Dokumente wurden Inhalte ausschließlich verbal weitergegeben, bis in die Antike wurden ganze Epen Wort für Wort an folgende Generationen übertragen. Ax widmet sich diesem Themenfeld und spielt mit den Möglichkeiten der Konservierung des gesprochenen Worts im künstlerischen Kontext. Die Projektreihe The World As Of Yesterday realisierte Ax in unterscheidlichen Ausprägungen bereits in einem Artist-in-Residency-Programm in München (RambaldiResidence), in Stockholm, Miami und NYC.
Anastasia Ax wurde 1979 geboren und lebt in Stockholm. Sie ist seit 2003 im Ausstellungskontext präsent, u.a. stellte sie aus in: Moderna Museet (Stockholm 2012), Kunsthalle Athena (Athen 2014) und Serralves Museum (Porto 2015). Ax erhielt 2015 den rennomierten Internationalen Faber-Castell-Preis für Zeichnung.
Programm:
Freitag, 27.5. 19.00 Uhr: Eröffnung und Performance
Samstag–Sonntag, 28.-29. Mai: Performance Anastasia Ax
Sonntag, 18. Juni, 20.00 Uhr: Blutiger Jupiter
- Tiefgarage Ebertplatz
Ebertplatzpassage, 50668 Köln
www.tiefgarage.org