100 Beste Plakate 14. Deutschland Österreich Schweiz

Bereits zum zehnten Mal zeigt das MAK in der Ausstellung 100 BESTE PLAKATE 14. Deutschland Österreich Schweiz die einhundert überzeugendsten Gestaltungskonzepte im wohl heißesten Medium der visuellen Alltagskultur: dem Plakat. Die aktuellen Siegerprojekte des beliebten deutschsprachigen Grafikdesignwettbewerbs bestechen mit viel Sprachwitz, explosiver Farbgebung sowie exakten Ausführungen und demonstrieren eindrücklich, dass ein Plakat mehr als nur eine banale Werbefläche sein kann. Viele der prämierten Arbeiten, die ab 11. November 2015 im MAK- Kunstblättersaal und im ersten Stock der MAK-Säulenhalle zu sehen sind, setzen außerdem auf ein subtiles Spiel mit Typografie.

Kaum ein Medium ist derart auf den Verbrauch hin getaktet und setzt dennoch Trends am Puls der Zeit. »[…] der Plakatgestalter fordert sich immer wieder selbst heraus und erfreut sich an gewonnenen Sinnbildern«, so Götz Gramlich, Präsident des Vereins 100 Beste Plakate e. V., und er postuliert: »Ein gutes Plakat entfaltet sich im Kopf des Betrachters.«

Aus über 1.800 eingereichten Einzelplakaten, zusammengesetzt aus Auftragsarbeiten, selbst initiierten Plakaten, Eigenwerbungen sowie studentischen Projektaufträgen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, prämierte die international besetzte Fachjury, bestehend aus Richard van der Laken (Amsterdam, Vorsitz), Christof Nardin (Wien), Jiri Oplatek (Basel), Nicolaus Ott (Berlin) und Ariane Spanier (Berlin), die 100 Siegerplakate des Jahres 2014.

Am Wettbewerb hatten sich 575 EinreicherInnen beteiligt, davon 48 aus Österreich, 128 aus der Schweiz und 399 aus Deutschland. Spitzenreiter unter den prämierten 100 Besten ist die Schweiz mit 51 Siegerprojekten, gefolgt von 44 deutschen und 5 österreichischen Beiträgen.

Angenehm frisch erscheint der Mix an Gestaltungselementen in diesem Jahr: Das deutsche Atelier The Adventures Of wirbt mit Texten von Hip-Hop-Songs für die neuen Burger-Kreationen des Szene-Clubs Prince Charles in Berlin. Die Plakate von Rocket & Wink für fritz-kola fallen mit einer Serie von comicartigen, geistreichen Schwarz-Weiß-Illustrationen auf. Erich Brechbühl schafft es, für eine Neuinterpretation von Shakespeares Sommernachtstraum die Wesen des Waldes als Viagra-Tabletten-Skulptur in Tannenzapfenform umzusetzen.

Für Österreich konnte erneut eine Studentin aus der Klasse für Grafik Design der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Oliver Kartak reüssieren. Dasha Zaichanka verwendet eine Banane als grafisches Stilmittel für das Plakat der Jahresausstellung The Essence 14. Ihre Arbeit erinnert an den Kölner »Bananensprayer« Thomas Baumgärtel, der seit 1986 Schauplätze von Kunstinszenierungen, Museen oder Galerien mit seinem gesprayten Bananen-Logo versieht. Er selbst zitiert damit den Entwurf Andy Warhols für ein Plattencover von The Velvet Underground aus dem Jahr 1967. Als inoffizielles »Gütesiegel« der Kunst verspricht auch die Banane auf Dasha Zaichankas Plakat gute Kunst mit »vielschichtigen« Ansichten.

Den engen Raum der Zweidimensionalität sprengt die österreichische Indoor-Plakatserie Segel setzen und Gas geben der Werbeagentur WIEN NORD für die Bewerbung des Hotels Villa Verdin am Millstätter See. Durch das Falten der Poster wird Bewegung und Plastizität erzeugt: Das Segel des Segelboots bläht sich im Wind auf, das Motorboot zieht eine Wellenschneise durch das Wasser.

Für eine Soundperformance wirbt das Plakat Etwas Rotes des in Wien ansässigen italienischen Grafikers Enrico Bravi. Schauplatz für die Installationen und Performances verschiedener KünstlerInnen war Ternitz in Niederösterreich. Bravi greift für die Gestaltung des Plakats auf die Geschichte der einstmaligen Stahlstadt zurück: Während der Blütezeit der Stahlproduktion breitete sich täglich eine bedrohliche rote Wolke über dem Gebiet aus.

Die Plakatserie Bags tell stories lässt im wahrsten Sinne des Wortes das Produkt für sich selbst sprechen. Das Designstudio TBWA\Wien gestaltete für das Lederwaren- und Accessoire-Label Ina Kent ein Handtaschen-Alphabet, das mit urbanen Slogans wie »two night stand«, »SOS-kit« oder »sleepless« direkt Bezug auf die Wandelbarkeit der Taschen nimmt.

Die Aussagekraft von Dingen nutzen auch Simon Lemmerer und Stefan Leitner für ihre Plakatserie Bam & Mr. Dero – This and That. Mithilfe von Nylonschnüren wurden alte Musikinstrumente und Lautsprecher aufwendig zu Buchstaben arrangiert. Das Plakat geht damit inhaltlich auf das Potpourri aus Funk, Reggae, Hip-Hop und House von DJ Mr. Dero und Rapper Bam (aka Afrika Baby Bam) ein: bekannte Dinge werden durch die ungewöhnliche Kombination zu etwas völlig Neuem.

Für das Corporate Design des diesjährigen Wettbewerbs, des Katalogs und der neuen Web-Visuals zeichnen Christine Zmölnig und Florian Koch vom Wiener Design-Studio sensomatic verantwortlich. Seit Juni 2014 bietet das neue Online-Archiv auf der Homepage von 100 Beste Plakate e. V. einen umfassenden Überblick aller prämierten Arbeiten aus den Jahren 2001 bis 2014.
www.100-beste-plakate.de

Zur Ausstellung erscheint der Katalog 100 Beste Plakate 14. Deutschland Österreich Schweiz/100 Best Posters 14. Germany Austria Switzerland mit dem Sonderbeitrag Zur Dialektik von Bild und Text im Plakat heute von Thomas Friedrich, Verlag Hermann Schmidt Mainz, 2015, 216 Seiten. Erhältlich im MAK Design Shop um € 34,80.

Die Ausstellung findet in Kooperation mit 100 Beste Plakate e. V. statt.

MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
Stubenring 5, 1010 Wien
 
Öffnungszeiten
Di 10:00–22:00 Uhr
Mi–So 10:00–18:00 Uhr
Mo geschlossen
Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
 
www.mak.at