Salvador Dalí – Illustrator

Der Name Salvador Dalí ist ein Phänomen wie kein zweites: Jeder kennt ihn, jeder verbindet ganz persönliche Kunsterfahrungen mit ihm. »Dalí« steht für die vermeintlich irrationale Welt der Kunst, überbordende Kreativität, Technik auf höchstem Niveau, aber auch für Skandale und konsequente Vermarktung. Das Horst-Janssen-Museum Oldenburg stellt nun Druckgrafiken von Dalí in den Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung und zeigt vom 14. Mai bis 6. September Salvador Dalí – Illustrator. Der geniale Spanier und die Weltliteratur.

Salvador Dalí, Genetischer Imperialismus, 1973, Kaltnadelradierungen mit Heliogravure, aus 10 Rezepte für die Unsterblichkeit. Foto: Akos Biro © Salvador Dalí, Fundació Gala Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Salvador Dalí, Genetischer Imperialismus, 1973, Kaltnadelradierungen mit Heliogravure, aus 10 Rezepte für die Unsterblichkeit. Foto: Akos Biro © Salvador Dalí, Fundació Gala Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

In der Zeit des Surrealismus bekannt und berühmt geworden, hat der Katalane Dalí (1904 – 1989) seit den 1920er Jahren Ikonen der Kunst geschaffen, die heute zum kollektiven Bildgedächtnis zählen. Schmelzende Uhren, brennende Giraffen und Menschen mit Schubladen im Körper und überlangen Gliedmaßen auf Stelzen sind prägnante und wiederkehrende Motive, die einen Fundus für den Künstler bilden, aus dem er sich regelmäßig bedient. Dabei sind diese absurden, traumhaften, unwirklichen Bilder in einer fast altmeisterlich zu nennenden Präzision gezeichnet oder gemalt, so dass sie höchste suggestive Kraft entfalten.

Dalí hat neben seinen surrealistischen Gemälden auch kontinuierlich Druckgrafiken geschaffen. Bei der Wahl seiner Motive ließ er sich häufig auch von bekannten Stoffen der Literatur inspirieren. So hat er zu Dante Alighieris epochalem Meisterwerk Die Göttliche Komödie (1302 – 1319) hundert Aquarelle geschaffen, die schließlich in aufwändigster Technik in Farbholzschnitte übertragen wurden. »Es ist ein Werk, das mich bis zur Besessenheit anzieht«, schreibt Dalí über seine komplexe literarische Vorlage und überrascht gleichzeitig durch sehr freie Interpretationen der Textstellen. »Häufig begegnen uns in diesen Werken Motive, die wir aus der surrealistischen Phase des Malers gut kennen«, sagt Kuratorin und Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos und verrät: »In der Ausstellung werden aufwändige Farbholzschnitte gezeigt, die die typischen Eigenschaften des Aquarells – wie Farbverläufe und durchscheinende Oberflächen – in verblüffender Weise in die Drucktechnik übersetzen.«

Don Quijote de la Mancha ist der unerschrockene Held des Romans (1605 – 1615) von Miguel de Cervantes. Auch ihm hat Dalí in seinen Illustrationen ein bildnerisches Denkmal gesetzt. Den furchtlosen Ritter, seinen komischen Knappen und die aussichtlosen Kämpfe hat Dalí in zwölf Farblithografien festgehalten, in denen nicht nur die Bilderfindungskraft Dalís aufs Schönste zum Vorschein kommt, sondern auch sein experimenteller und innovativer Ansatz im Steindruck: Dali hat die Lithotusche mit Musketen und Armbrüsten auf die Steine »geschossen« und Schnecken und andere Weichtiere mit Farbe eingestrichen, so dass sie Spuren auf der Druckunterlage hinterlassen sollten. »Die Ergebnisse sind umso spannender, als sie eine formale Nähe zu parallelen Kunstströmungen wie Action und Drip Painting entfalten«, erläutert Moster-Hoos.

Ergänzt werden die beiden Zyklen Göttliche Komödie und Don Quichotte in der Ausstellung um Salvador Dalís Dix Recettes d’immortalité (10 Rezepte zur Unsterblichkeit). Mit diesen Kaltnadelradierungen hat Dalí die ersten stereometrischen Grafiken der Kunstgeschichte geschaffen und setzt sich darin mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinander. Die 10 Rezepte zur Unsterblichkeit wurden aufgrund ihrer Fragilität erst selten gezeigt. Sie stammen, ebenso wie die Druckgrafiken zu Don Quichotte und der Göttliche Komödie, aus der Privatsammlung von Heinz Ess.

Die Ausstellung Salvador Dalí beinhaltet ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen, Vorträgen und praktischen Angeboten für Kinder und Erwachsene. Besondere Highlights sind ein Aktkurs für Einsteiger und Fortgeschrittene für Erwachsene und ein Bilderbuchworkshop für Kinder von 8 bis 12 Jahren. Bei einer Zen-Meditation in der Ausstellung lassen sich Entspannung und Kunstgenuss verbinden und so ein neuer Zugang zur Kunst ausprobieren. Beliebte und bereits etablierte Formate von tARTort, den Jungen Freunden des Horst-Janssen-Museums, werden fortgesetzt: »Kunst mit Kind« für frischgebackene Eltern, die eine Auszeit vom Alltag nehmen möchten; »SlamgARTen« für Kunst- und Poetry Slam-Fans im Museumsgarten; und die Improvisationsgruppe »Wat Ihr Wollt«, die mit »Dalí, Dalí, Dante!« ebenfalls im Museumsgarten auftritt.

www.horst-janssen-museum.de